Sonntag, 30. Dezember 2018

Was vom Jahr so übrig blieb 2018

Ist es zu fassen? Im Ernst? Schon wieder ein Jahresrückblick fällig? Irgendwo muss doch da ein Fehler in der Zeit-Matrix sein. Aber gut. Watt mutt, datt mutt. Auch wenn ich nur noch wenig blogge, manche Einträge schreibt man - nicht nur, aber auch - für sich selbst. Also: jedes Jahr diesselbe Frage: Was wird es sein, wenn wir dieses Jahr erinnern?*

Die Hitze 

Globalgalaktisch gesehen werden wir wohl alle dieses Jahr wegen einer Sache erinnern. Eine Sache, die man wohl mit Fug und Recht schon Naturphänomen nennen darf. In bewusster Verdrängung der Befürchtung, dass es bereits mehr als ein Phänomen ist, sondern dem Klimawandel geschuldet. Wir hoffen auf die Alten unter uns, die meinen, so etwas habe es schon immer gegeben. Richtich: 2018 war heiß. So richtig, richtig richtig scheißenheiß. Und trocken. So trocken, dass man mit nochmal Fug und Recht von Dürre sprechen kann. Flüsse, Seen, Meere legten so manches Geheimnis offen. Es war  erschreckend. Unser Leben, unser Alltag ist nicht im Geringsten darauf eingerichtet, mit so einem Wetter zu leben. Es ist so schon alles stressig genug. Dies über Wochen bei 40 Grad durchzustehen - mehr als eine Herausforderung. Gut, wenn man da liebe Freunde mit Pool und angeschlossener Mädels-WG hat, die jederzeit gerne Asyl an ihren Gestaden bieten. Mir, dem Gatten und mehr als einmal in diesem Jahr auch unserem Anhang. Waren tolle Stunden bei Euch, Drachentöter und Engelchen. Von diesen Erhitzungen mal abgesehen, gab es rund um unser Palais und angeschlossenen Außenstellen ebenfalls noch genug, was das Blut in Wallung brachte. Um wenigstens chronistisch Ordnung ins Chaos zu bringen, der private Rückblick nach Themen:

Die Männer:

Der Ruhebewahrer bewahrt noch immer die Ruhe. Trotz allen Stresses, aller Inanspruchnahmen, aller Stau-ungen. Aber auch ihm fehlt eigentlich genau das: Ruhe. Wird genommen, wann immer wir diese finden können. Was wiederum zu dem führt, was noch so fehlt: Zeit. Zeit für Zweisamkeit, Zeit für Freunde und andere Unternehmungen. Mit all dem, was wir dieses Jahr nicht geschafft haben, könnte man alleine einen Post locker füllen.
Der Jüngste hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Mit glücklichem Ausgang. Begonnen hatte er 2018 noch als eifriges Mitglied der Generation Praktikum und toeffelte sich dann mutig durch bis zu einer Zusage von Erasmus seiner hochgelisteten Uni in Rotterdam. Nach der Zusage war vor dem Start und es hieß Grundlagen schaffen. Monetärer Art. Er tat dies auf die in diesem Fall sprichwörtliche harte Tour und schaffte sich durch viele heiße, harte Tage als Wasserträger und Bierkutscher. Dafür echt Respekt. Ebenso dafür, wie gut und erfolgreich er sich im für uns zugegeben nicht ganz so fremden Land eingelebt und eingearbeitet hat.
Der magistrierte Jurist hat sich ebenfalls formidabel ins Arbeitsleben eingefunden, erste Jahreshauptversammlungen mit Argusaugen bewacht, Brexitanien vor Ort beraten und schickt sich nunmehr an, neben all diesem zu promovieren. Ein Doktor in der Familie. Coming soon. (Und bevor jemand fragt: Von mir hat er datt nich.) Im Moment genießt er Dolce Vita. Hat er sich verdient. Aber sowas von.     

Ich: Könnte ich bitte den Mantel des Schweigens nochmal sehen? Es hätte eigentlich ein Jahr sein können, in dem zumindest mein kleines Leben unaufgeregt vor sich hin hätte plätschern können. Diverse Inanspruchnahmen, an die man ja mittlerweile gottergeben gewöhnt ist, bereits eingerechnet. Aber wie so oft, lag der Fehler im eigentlich. Mir riss nicht nur öfter der Geduldsfaden, sondern leider auch der Glaskörper im Auge. Brachte eine Menge Sorgen, Nebenwirkungen, Begleiterscheinungen und trotz fehlendem klaren Blick eine Menge Erkenntnisse. Über Fürsorge, Wahrnehmung, Anteilnahme. Wie das eben immer so ist, wenn was ist. Was bleibt, ist - ja zugegeben mal wieder - der gute Vorsatz: Mich selber mehr um mich kümmern und mehr und besser auf mich selber hören. Wenn ich finde, das etwas nicht gut ist, ist es nicht gut. Egal, was andere meinen, denken, sagen. Gilt nicht nur für das, was nicht gut ist, sondern auch für das, was gut ist. Bpunkt.

Der Blog: 

Litt und leidet unter Reglementierungen aka DSVGO. Lange ging gar nichts, viel geht immer noch nicht. Was natürlich einige Monate lang auch am oben erwähnte Riss lag. Ich blogge, wenn ich Zeit UND Lust habe, Mitarbeit an anderen Portalen liegt brach. Wenn schon Zeit, Lust und Möglichkeit, dann nur noch hier. Für mich. Guter Vorsatz und so.

Die Freunde: 

Kamen zu kurz. So schlicht, so schade. Drachentöters sahen wir immerhin einige Male, größere Kolumbiniaden schafften wir aber auch nicht. Hitze, Durchblick, Zeit - irgendwas war immer. Die Wahlfamilie sahen wir in diesem Jahr so selten wie selten. Aber wenn, war es schön. Auch für die zwangsverpflichteten besseren Hälften des Nachwuchs. Immerhin haben wir so einige Termine für's nächste Jahr fest eingebucht. Mit Trixelinchen und dem Mann, der nie schreibt, erlebten wir leckere italienische Momente, glühende Marktbesuche und ein ganz tolles Konzert in einer ganz tollen Location. ( Gregor Meyle im Amphitheater Dinslaken. Ein echtes Highlight in der für mich nicht einfachen Zeit ) Der Stammtisch schwächelte ebenfalls, wir hatten es schon mal regelmäßiger. Aber immerhin schafften wir ein Wochenende. In der Eifel. War heiß, aber schön. Auch wenn keiner von da uns da tot übern Zaun hängen will.

Kultur: 

Fand zugegeben hauptsächlich gestreamt statt. Gründe siehe oben. Theater schafften wir genau einmal, in Frau Jahnkes Ebertbad. Empfehlenswert wie immer. Kino kein Mal. Kabarett ebenso Fehlanzeige. Aber wir waren auf einigen Konzerten. Zu den meisten gingen wir ohne große Erwartungen und wurden durchgehend positiv überrascht. Restlos begeistert war ich von den Chainsmokers live, sehr angetan von Gregor Meyle und sehr berührt von Wingenfelder im Jovel. Die Hosen beehrten wir im Essener Stadion in großer gröhlender Runde und sogar bei BAP war ich dieses Jahr wieder. Wie immer mit dem Zusatz: Das war wahrscheinlich das letzte Mal jetzt für uns. Bis wir es das nächste Mal sagen. 

Die Reisen: 

brachten wieder die tragendsten Erinnerungen. Und sprachen durchgehend holländisch. Weiter weg haben wir uns aus Ruhebedürftigkeits-Gründen und anderen Unwägbarkeiten nicht getraut. Auch die dänische Therapie - ein Satz mit X . Wie gesagt: Dinge, die dieses Jahr nicht stattfanden. Im frühen Frühjahr gab es eine sehr wohltuende Auszeit bei Buddhas in Apeldoorn, im späten Frühjahr die bereits erwähnte Eifel und einen nicht nur wettertechnisch sensationellen Nordsee-Urlaub, der uns etliche der eigentlich an der Nordsee seltenen bis spätabends-in- Badeklamotten-am-Strand-Tage brachte. Kraft und viele viele Glücksmomente erlebten wir wieder auf dem Wasser. Im Frühjahr schipperte uns Jopie zum teils sehr nassen Saisonauftakt über die Kanäle, die Mistral im September brachte uns bei meist großartigem Wetter über die Elf-Brunnen-Tour wieder bis ans Meer. Und in Rotterdam waren wir. Natürlich. Stadt des Jahres. Ich sogar alle-guten-Dinge-sind-drei-mal, im August waren wir alle vier dort, den Auswanderer umziehen und jetzt gerade nochmal zum Luftholen. Und Steak essen. Und Brücken gucken. Unter denen hoffentlich keiner von uns landet im nächsten Jahr. Sorry, kleiner Insider. Manche Witze macht man eben ganz für sich alleine. 

Für mich und für Euch jetzt die Statistik des Jahres:

Die Bilder des Jahres: 

Satz des Jahres: Durchblick wird überbewertet
Dank des Jahres: Geht an die, die auch in diesem Jahr wieder da waren. Sich mit gesorgt,
 mit gekümmert, mit gelitten und auch mal einen Arschtritt verteilt haben. 
Wer sich angesprochen fühlt, ist es auch.
Trost des Jahres: Dreck, den man nicht sieht, muss man nicht putzen
Accessoire des Jahres: das Kühl-Pad
Serien des Jahres: This is us ( für mich alleine) und 
die Brücke Staffel 4 (gemeinsam mit dem Gatten -
ta(c)k Saga Noren, ich bin immer noch dafür, ein Boot nach Dir zu benennen)
Konzert des Jahres: ganz schwer. Aber ich entscheide mich für die Kettenraucher 
=> The Chainsmokers in Düsseldorf
Song des Jahres: Mistakes I've made von Eelke Kleijn
Buch des Jahres: Gone Girl von Gillian Flynn** 
Abschied des Jahres: Schicht im Schacht. Der Bergbau ist endgültig Geschichte
Hashtag des Jahres: #LichtbeiderNacht
Soap-Opera des Jahres: Gerd, das Transgender-Huhn in der Mädels-WG 
Party des Jahres: Wer hat die Bratpfanne in den Garten gestellt? 
Stoßseufzer des Jahres: Einmal mit Profis....
Zusammenfassung des Jahres: Let op drempels

Allen ein wirklich schickes 2019 gewünscht, einen guten Rutsch und
fallt über keine Drempels, über die ich nicht auch fallen würde.

*Jedes Jahr diesselbe Anmerkung: Ja, die Formulierung ist so gewollt und nein, es ist kein Grammatikfehler. Fragt den Duden. AusGründen immer weiter um sich greifender Klugscheisserei wird diese Anmerkung im übrigen von Jahr zu Jahr wichtiger.
**Eigentlich keins. Der Riss riss auch hier eine Lücke und noch immer lese ich ausschließlich über den Kindle. Das erwähnte, auch schon ältere ist das einzige, welches mir nachhaltiger in Erinnerung blieb
Wie immer gilt: Wer Tippfehler findet, kann sie behalten. Bittedanke