Mittwoch, 31. Dezember 2014

Was vom Jahr so übrig blieb - der Jahresrückblick 2014

Der Klassiker am Jahresende. Die Frage mit ohne Grammatikfehler: Was wird es sein, wenn wir dieses Jahr erinnern? Die diversen "Gidas", die in einer Mischung aus Ausreden, Schuldzuweisungen und Heiligenschein durch's Land paradierten? Verschwundene Flugzeuge? Schicht nicht nur im Schacht, sondern auch bei Opel?  Vermeintlich weit entfernte Kriege, die uns vermeintlich nichts angehen? Die Blamage mit Ansage aka Ausländermaut? Der gewaltige Pfingstturm Ela, der im Ruhrpott Schneisen der Verwüstung hinterließ und außerhalb des Reviers keinen Menschen auch nur einen feuchten Furz interessierte? Oder die grandiosen Ausblicke, die @AstroAlex den Twitterern dieses Jahr schenkte? Nächster Klassiker: Mir jetzt einfach mal sowas von wumpe. Wie immer überlasse ich den Blick über den Tellerrand anderen, sich dazu berufener Fühlenden. Und schaue einfach nur zurück auf die Geschichten, die wir von unserer kleinen Insel der Seligkeit erzählen können.
Viele unserer Geschichten erzählen dieses Jahr vom Glück und Licht des Nordens. Der Ruhebewahrer und ich können von einem wunderbaren hellen, sonnigen Frühlingsauftakt im geliebten Zeeland erzählen und von unserer Entdeckung des Jahres: Die unerwartete Großartigkeit der Stadt Rotterdam. Wenig später erlebten die selbsternannten "Assigen" eine Geschichte, die wir sicher noch lange erzählen werden: Ein unvergessliches, unfassbar tolles "Ruhrpottkinder auffem Wasser" Träumchen-Wochenende im holländischen Friesland.
Die Assigen auffem Wasser
Neben den Aufregungen, die wir mit unserem kleinen Schalüppchen erlebten, verblassten sogar die Ozeanriesen, die wir kurze Zeit später mit unserem Stammtisch bei Deutschlands größter Werft besichtigten. Dafür bleibt da die Geschichte von "Obdach-aber zum Glück dann doch nicht schlaflos im Emsland". Im Sommer lernten wir mit dem großen kleinen Sohn all die Geschichten kennen, die ein anderes Seeland zu berichten hat und genossen eine glückliche, ebenfalls sonnige, helle Zeit in einem Land zwischen den Meeren, machten erste Schritte auf schwedischen Boden und wandelten auf den Spuren einer hochverehrten Fernsehserie.
Im Herbst schließlich machten wir die große von Nord nach Süd Deutschland Tour, ließen uns zunächst von und mit der Familie eine nordische Insel näherbringen und hatten auch dort - noch im Oktober - eine unfasslich helle und warme Zeit. Nach so viel nordischer Seele war es dann aber Zeit, dass auch wir mal Geschichten von bayerischer Gastlich-und Herzlichkeit erzählen konnten. Wir nahmen die Sonne mit gen Süden zur Freude unserer in diesem Jahr damit nicht so verwöhnten Gastgebern, die ihrerseits alles gaben und sogar das Beste, was des Teufels Küche je hervorbrachte, einfliegen ließen.. Eine große Freude nach so vielen Jahren virtueller Freundschaft. Da störte nicht einmal der nicht vorhandene Paddel-Dress.
die Fugger2
Zwischen drin gab es unter dem Motto "Fünf Freunde und die Ruhrpottcard" viele Geschichten in heimischen Gefilden zu entdecken, ich kann endlich erfreut vermelden: Zechen im Ruhrpott . ich kenne sie alle. Auch darüberhinaus gab es Kolumbiniaden, es wurde geklettert, ge-irrgartend und Fahrrad gefahren, was das Zeug hielt. Manche dieser Abenteuer erlebten wir mit noch mehr Freunden aus nah und fern, jedes einzelne unvergessen und trotzig hier vonBelang-reich dokumentiert. Trotzig deswegen, weil ich blogtechnisch nicht immer glücklich war. Ich deutete es unlängst bereits an. Wir werden sehen, wie elastisch mein Geduldsfaden im nächsten Jahr so ist. Auch arbeitstechnisch war nicht alles schick. Es blieb beim "alles bleibt anders". Dass man sich an diesen Umstand gewöhnt, ist schon ein "Finde-den-Fehler-Paradoxon" an sich. 
Wovon wir alle dieses Jahr erzählen können, sind die vielen Feiern, die wir feierten, wie sie fielen. Viele X mal zehn Geburtstage waren zu begehen und sogar ein ganz besonderes heute selten gewordenes Jubiläum, die goldene Hochzeit der Schwiegereltern. Ich vollendete ein halbes Jahrhundert, aber das ging mit Ansage irgendwie im Glanze anderer anscheinend wichtiger Jubiläen unter. Meine Zeit, Jubiläen zu feiern, soll angeblich noch kommen. Oder auch nicht. 
Die Jungs erzählen Geschichten von Klausuren, Fach-und Hausarbeiten, aber natürlich auch viele, viele Geschichten von Kneipen, Burschen und Feiern. Der Kniefall 1.0. kommt aus dem Stress seines letzten Schuljahres und der "MeineFreundewerdenEndlich18" Geburtstagsfeiern gar nicht mehr raus und erwartet selber nichts sehnsüchtiger als seinen eigenen. Vor allem, weil er dann ganz ohne Aufsicht und Begleitung all die schnellen Freiheiten auskosten kann, die sein in diesem Jahr erworbener Führerschein ihm gibt. Immerhin blieb genug Zeit, um sein schauspielerisches Talent auch öffentlich unter Beweis zu stellen.
Der Student nimmt allmählich die Klangfärbung der rheinischen Bucht an und hat sich glücklich und erfolgreich mit seinen neuen Aufgaben und seinem Umfeld dort verbunden im Doppelsinn des Wortes. Er war auch der Einzige der Familie, der sich mit der Challenge des Jahres eisig übergoß. Beide Jungs erlebten neben dem Norden auch östlichere Gefilde und wir hörten diese Geschichten gerne und mit Spannung, wenngleich wir sie sicherlich nicht vollständig zu hören bekamen.
Wir bedanken uns bei allen, die diese Geschichten mit uns erlebt haben. Um es mit dem hier im Hause unverändert oft ertönenden Casper zu sagen: Es war uns stets ein inneres Blumenpflücken. Doch manchmal aber denken wir auch an die Geschichten, die wir erleben wollten, aber für die Zeit, Geld und oder Motivation fehlte und die wir nun nicht erzählen können. In der Hoffnung, dass 20-15 seinem Namen gerecht und ein Prime-Time-Jahr wird, wünschen wir allen einen guten Rutsch (hoffentlich nicht sprichwörtlich), und einen guten Jahresstart. Möge das nächste Jahr uns allen schöne, berührende, unvergeßliche Geschichten schenken.
Die Statistik des Jahres:
Satz des Jahres: Mut ist ein Anagramm von Glück (©Julia Engelmann)
Entdeckung des Jahres: Rotterdam
Lied des Jahres. Hollywood Hills von Sunrise Avenue
(weil live der absoluteste Hühnerhaut-Moment ever ever)
Klatsch-und Tratschrunde des Jahres: Ich sage nur Hashtag #BSF.
(Die, die dabei waren, wissen schon....) 
Album des Jahres : Synesthesia von Alle Farben
(wer sich jetzt wundert: Ich wundere mich selber, aber et iss wie et iss.) 
Konzert des Jahres: Udo Jürgens live in Oberhausen. (Dass ausgerechnet ich eins der letzten Konzerte des Entertainers besuchen würde. Darauf ein leises Merci und ein lautes
Und immer, immer wieder geht die Sonne auf.)
Theater des Jahres: "Bochum in Bochum"
Buch des Jahres:  "Der Distelfink" von Donna Tartt
Selfie des Jahres: Lagebesprechung im Wandelgang. Endlich Borgen
Borgen
Erkenntnis des Jahres: Das Leben ist kurz und schmutzig und
braucht ein bißchen Ding-Dong (©Samu Haber, schönster Finne ever ever)
Cookie dees Jahres: "Immer diese Vorurteile gegen Schwule. Nichts davon stimmt!"
"Ich mag Schwule, die sind hübsch und kultiviert." "Oh ja. Ja, das stimmt."
LieblingsBild des Jahres: "Alter Schwede"
BlickaufÖresundundBrücke
Fazit des Jahres: So iss datt und so blijft datt. Begrijpt datt.

Freitag, 19. Dezember 2014

T.G.i.F. - im Wahn der laufenden Vorweihnacht

Tach auch Liebeleins. Noch fünfmal schlafen, dann ja dann - haben wir fünfmal geschlafen. Unterm Strich isset ja eigentlich nicht viel mehr. Und trotzdem fragt man sich alle Jahre im Wahn der laufenden Vorweihnacht wieder, ob die Leute noch alle Kerzen am Kranz haben. Aber - mir wumpe. Sollnse ma alle. Wennse meinen. Wir melden: Feddich. Mit und von fast allet. Ein Hoch auf Vorratskeller, Gefriertruhe und großen Kühlschrank. Wir sind für mindestens die nächsten 3 Wochen autark. Mich sieht kein Geschäft mehr dieses Jahr. Denn aus geheimer Quelle weiß ich sicher und wenn Ihr es nicht weitersagt, verrate ich es Euch auch: Es wird auch im nächsten Jahr noch gefüllte Geschäfte geben. Das Gerücht, dass es nach Weihnachten nie, nie, nie wieder etwas zu kaufen gibt, stimmt nicht. #Kekse?
Ich bin eh erklärter Fan von Antizyklen. Schont die Nerven ganz ungemein. Hat sich wirklich bewährt. Bevor ich mich in dieses Getümmel da draußen stürze, gehe ich tatswahrhaftig lieber arbeiten und beguck mir das alljährlich mit bestürzender Prognose-Sicherheit wiederkehrende Theater mit gebührendem Sicherheitsabstand. Genauso, wie ich derzeit jeden Morgen unverdrossen einige Km Umweg in Kauf nehme, um in aller Ruhe über die Dörfer zur Arbeit gondeln zu können. Sollen sich mal alle anderen schön in den Stau stellen. Ein Antizyklus allerdings stört mich extrem: Das Wetter? Was erlauben? Es werden graue, warme Weihnachten. Am besten entstauben wir schon mal die FlipFlops und holen die Sommer-Klamottage wieder aussem Keller. Und zuverlässige Prognosen, wann es mal wieder hell wird, traut sich auch keiner.
Dafür trauen sich andere was. Zum Beispiel den geknödelten Schwachsinn called Maut in ein sogenanntes Gesetz zu gießen. Prognose: Jeder blamiert sich, so gut er kann. Es wird wohl keiner dagegen wetten wollen, dass die EU ein diesmal willkommenes Stop ausruft. They cannot have an Ausländermaut, das ist mal so gut wie sicher. Genauso gut hätten sie beschließen können, dass es nachts dunkler ist als draußen. Dann gab es noch eine Dortmunder Flitzpiepe, die nun nicht mehr fahren darf. Erstaunlicherweise deshalb, weil sie noch nie fahren durfte. Ich gebe zu, wir hier im Hause fanden die Ernennung von Marco Reus zum neuen Schutzheiligen des ÖPNV lustig.
Weniger lustig hingegen die mit dieser eigenartigen Abkürzung. Gröfazegida oder so. In einer bizarren Mischung aus Ausreden, Schuldzuweisungen und Heiligenschein paradieren sie durch die Städte und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Ausbau der Autobahnen auf ihren Forderungskatalogen auftaucht. (By the way: Schon mal jemandem aufgefallen, dass Städte oder Gebiete wie der Pott mit wirklich hohen Migrationsdichten bis jetzt verschont geblieben sind von diesem "Wir sind das Volk" Gegröhlnöle?) Hoffentlich bleibt das Einzige, was die erreichen, das vermehrte Auftreten der Idiotengrippe. Was mich allerdings fast noch mehr ankotzt, ist das übliche Rumgeseiere der sich für nicht wirklich zuständig erklärenden Politiker: Wir sind da ratlos, wir wissen nicht, wo das wohl herkommt. Ja, nee iss klar. Ausländermaut, aber ansonsten sind wir die Unschuld vom Lande. Genau wie der, dem wir den Merksatz der Woche zu verdanken haben:Falsch, aber legal ist das neue nicht inhaliert.(©formuliert von Monika Marja @3MausimHaus auf Twitter zum Fall Edathy) Widerlicher Schmierlapp ist da noch geschönt.
Was war noch? Mal schnell in meinem Notizblog aka Twitter nachlesen. Achja - Damenrunden. Hier und dort. Als wir da zum einen eine eher rezeptlastige Runde hatten,  zum anderen die Kolleginnen-Runde, deren immer wiederkehrendes Thema nacktputzende Männer waren. Aber an diesem Abend waren wir eh leicht verpeilt.  Es fand beim Spanier statt und nach dem zweiten Schälchen Aioli fiel uns ein, dass wir ja alle kollektiv am nächsten Tag eine Präsentation zu halten haben. Tjanun. Wenn das kein Grund war, schnell mit Tequila zu neutralisieren... Aber et hätt ma widda allet joot jejange. Den Brisen-Klömpbjes aus der alten Mary-Poppins-Tasche sei Dank und unsere gelungene Vorführung jenseits staubiger Zahlenpfade ließ auch hartgesottene Männer alles andere vergessen. Darauf doch noch einen Tequila.
Spätestens morgen. Denn da Weihnachtszeit ja seit neuestem ein Synonym für "Einer geht noch" ist, schließen wir diese Woche gepflegt morgen beim schon traditionellen Whisteria Lane Weihnachtsgrillen ab.
A propos Abschluß: Dies ist das letzte TGiF für dieses Jahr. Am zweiten Weihnachtstag tu ich mir und Euch das nicht an. Von daher nutze ich hier und heute die Gelegenheit, kurz auf den Balkon zu treten und zu meinem Volk zu sprechen: Vielen Dank für treue Leserschaft. Es war auch in diesem Jahr schön mit Euch. Nicht immer, aber noch oft genug. Meine Männer und ich wünschen Euch frohe und besinnliche Tage. Geht in Euch, aber kommt zurück.
Karte5
Und wir kommen somit zum letzten Mal für dieses Jahr zur
Statistik:
Satz der Woche: Einen leg ich noch drauf.
Geisteszustand der Woche: Un! Dos! Tres! Irgendwasaufspanisch Maria!(©der500erCookie)
Atzventzkalender der Woche: Frau Brockmann zwischen Promo und Porno.
Stoßseufzer der Woche: Ein Auto gerecht aufzuteilen heißt hier -
das Kind braucht Fahrpraxis (©Ormuz)
Cookie der Woche: "Immer diese Vorurteile gegen Schwule. Nichts davon stimmt!"
"Ich mag Schwule, die sind hübsch und kultiviert." "Oh ja. Ja, das stimmt."
Erfahrungsbericht der Woche: Gestern bei IKEA gewesen. Hab ein Regal gekauft.
War eine super Anleitung dabei, so dass der Schlitten schon fast fertig ist. (©Trixelinchen)
Plan der Woche: Die nächste Couch, die ich kaufe, hat 'ne Sitzheizung! (©Simischalke auf Twitter)
Hoffnung der Woche: Ich hoffe ja immer, dass Jesus keinen Heuschnupfen hatte.
Irgendwie wärs doch traurig. Das arme Kind. (©Ethniesoph auf Twitter)
Experiment der Woche: Einfach mal morgens um 5 den Schneeschieber über'n Gehweg ziehen
und gucken, wie überall das Licht angeht....(©wwwramothde auf Twitter)
Dämlichste Alliteration der Woche: Die Zeit, in der die vielen Vielen rausfielen
leider ich und nicht die BSFler)
Geschenk der Woche: Wirklich spendabel sind alle nur, wenn es um
die Umverteilung des schwarzen Peters geht.
Compliment from hell der Woche: "Guck, bei dem #bsf Rainer hättsse auch keine Chancen mehr"
(wegens weil ich 50..)(©bewährt charmant der Ruhebewahrer)
Bauernregel der Woche: Ist es grün zur Weihnachtsfeier, fällt der Schnee auf Ostereier.
Allen ein schickes Weihnachtsfest.
Wagt keine Experimente, die ich nicht auch wagen würde.
Wer Tippfehler findet, darf sie behalten. 
Weitere Links auf Anfrage.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Babyboomers back in town

Ist Euch das auch schon aufgefallen? Egal, wo man hingeht, wo man hinwill, wo man reservieren will, wofür man Tickets kaufen will - alles voll, knackevoll. Und das beileibe nicht erst seit der traditionell alles überflutenden Vorweihnachtszeit. Mein Sohn bemerkte es neulich auch - bemüht wertneutral. Die Städte wären ja immer so voll, selbst spätabends und erst die Kneipen. Also vor zwei Jahren wäre das noch nicht so gewesen. Wo die Leute auf einmal alle herkämen? Und dann kam sein nicht mehr ganz so wertneutraler Satz, der mir die Augen öffnete und mich des Rätsels Lösung näherbrachte. Der Sohn also sprach über die vollen Kneipen: "Und beileibe nicht nur junge Leute. Nein, vor allem so mittelalte Leute wie Du. Nichts für ungut".

Natürlich. So mittelalte Leute wie ich. Ich, Wir - die Babyboomer Generation. Wir sind's. Back in town. Wir waren ja immer schon viele. Sehr viele. So viele wie keine andere Generation vor uns und nach uns. Nur aufgefallen sind wir in den letzten Jahren nicht mehr so. Wir waren ja auch beschäftigt. Mit der Aufzucht der nächsten Generation. Wir verbrachten unsere Abende auf der Couch, immer mit einem Ohr im Kinderzimmer. Geselligkeit fand allenfalls in trauter Runde gleichfalls Aufzuchtbeschäftigter statt. Oder beim Martinsfest auf dem Schulhof. Sicher, ab und an wurden wir noch in der Öffentlichkeit gesichtet. Aber eben nur, wenn es sich mit Oma, Opa oder Babysitter vereinbaren ließ.

Aber jetzt. Jetzt sind wir wieder da. Unsere Kinder sind groß und sitten bereits selber anderer Leute Babys. Unsere Kinder gehen selbst auf die Rolle, in die Disse, in die Kneipe. Terminabsprachen finden nur noch insofern statt, dass die vorhandenen Autos gerecht aufgeteilt werden. Im besten Fall sind es jetzt die Kinder, welche Mama und Papa aus der Kneipe abholen und nach Hause chauffieren. Mit anderen Worten: Wir haben wieder Zeit, wir haben noch halbwegs Geld, wir können wieder. In die Kneipen, in die Restaurants, in die Theater, in die Konzertsäle. Selbst in den Discos gibt es schon spezielle Revival Abende für unsereins. (Im Ruhrgebiet z.B:  Daddy Revivals. Das verstehen aber nur die, die in den 70er und 80ern  dabei waren. Erklären kann man das nicht. )

Somit wäre die kurze gemütliche Zeit für die anderen Generationen vorbei. Die Zeit, in der es ihnen möglich war, gemütlich plauschend in der Kneipe zu sitzen und auch mal ohne Reservierung essen zu gehen. Die Zeit, in der die Babyboomer - die vielen Vielen  rausfielen aus dem gesellschaftlichen Leben. Es ist amtlich: Babyboomers back in town.  Wir sind wieder da  und jetzt gehen wir auch nicht mehr weg. Erst wenn wir die Friedhöfe überfüllen. Aber das ist dann nicht mehr unser Problem. Sorry Jugend - Euer Pech. Wir waren schon immer viele und wir gingen schon immer den anderen Generation in unserer Masse auf den Nerv. Et iss wie et iss. Irgendwas iss ja imma. Müssta mit leben.

Freitag, 12. Dezember 2014

T.Gi.F. - sehen und gesehen werden. Fast eine Regenbogengeschichte

Tach auch Liebeleins. Seid willkommen zu unserer freitäglichen Runde "von allem watt dabei". Palais meldet "Tschaka"! Et iss vollbracht. Alle Geschenke in the House. Dank engagierter Beratung wurden auch die letzten kniffligen Schenk-Probleme gelöst. Und dank dem Fischer sein Lagerhaus ist auch die kaputte Ecke schicker und schöner denn je.
FischersBeute3
Da können wir uns doch in Frieden der Wunder widmen, die sich dieser Tage allüberall ereignen. (Wenn nicht dauernd in der Nachbarschaft die Blockflöte des Grauens ertönen würde. Sollte meiner Meinung nach ja mit Adventkalender-Entzug nicht unter 12 Tagen bestraft werden) Wunder also. Allüberall. Gepiekst, gerührt und geschüttelt. Schlagen wir gedanklich vom Palais und der Whisteria Lane eine Brücke zu naja zum Palais und zur Whisteria Lane. Gabriella und Jacques?
Dafür datt ganze Twin Pieks Theater? Tschaläne, Schakkes, Gabriellsche? Das hört sich ja fast schon an wie eine genmutierte Kreuzung aus dem Ruhrpott seine Bronx und Operetten-Fürstentum. Etwas mehr Kreativität hätte ich da schon erwartet. Aber vielleicht geht die in so'nem azurblauen Panic Room auch verloren. Bei der Gelegenheit musste ich feststellen, mein Französisch war auch schon mal besser. Aber für datt bißken Rechercheuse reichte es gerade noch. Und die Wortwahl der einschlägigen deutschen Regenbogen-Gazetten war eh viel aufschlussreicher. Wortwörtlich stand dort geschrieben "C und A (um Mißverständnissen vorzubeugen: gemeint sind nicht die Filialisten Charme und Anmut) sollen ihre Zwillinge bekommen haben". Ähem? Bekommen haben? Also bitte, so rede ich über meine Paketlieferungen. Ein Schelm, wer da die Nachtigall trällern hört....
Gerüchte trällerten auch durch der Ruhr ihrem Pott. Wieder traf es das arme gebeutelte Bochum. Dieser Stadt bleibt auch wirklich nichts erspart. Angeblich soll der Effe kommen. Wobei - wenn man ganz ehrlich ist, könnte das sogar passen. So'n Mittelfinger gehört hier schließlich zum normalen Straßenalltagsbild. Und wenigstens dürfte somit die Lektüre des Lokalteils auch bunter werden. Wir werden sehen. Immerhin bleibt Bochum der Titel der weltbesten Pott-Currywurst. Kann ich jetzt beurteilen, wir machten nämlich am Einkaufstag den Müllerschen Ruhrpott-Gourmet-Menü-de-luxe-Test. War ok, vor allem die nette Bedienung, aber jetzt auch nicht DIE Offenbarung.
Für DIE Offenbarung der Woche war jemand anders zuständig. Glaubt es oder nicht: Mein Handtaschenproblem ist gelöst Und wer hat es gerichtet? Tjaha! Die weltbeste Shoppingberaterin, mit der ich je unterwegs war: die liebe Trixelinchen. Gestern war nämlich "Zwei der beliebtesten Ruhrpott-Twitterinnen spielen Vom Winde verweht nach" Tag. Das hättet Ihr mal erleben sollen. Cookie, wenn Du Geduld erlernen willst, Du weisst, wo Du unser Trixe findest.
Ohne eine Miene zu verziehen, hörte sie sich an, was meiner Meinung nach eine Taschen haben muss und was nicht, mied zielstrebig alle Taschenläden und zeigte mir in meiner Stadt Läden, von denen ich gar nicht wusste, dass wir sie haben. Zerrte jede Tasche noch aus dem hintersten Regal, drehte sie von rechts nach links und wieder zurück, hielt meine Plörren, damit ich die Tasche auch anprobiere (jaha!! ganz wichtig ) und - Tusch - Ihr dürft mich wieder Britta Poppins nennen. Allerdings erst Weihnachten. Denn das gute Stück ist ja ein Geschenk des Gatten für mich. (Wir haben die Verkäuferin auch Ihr Einpack-Abitur machen lassen....) Der Dank des Gatten wird der Guten wohl ewig hinterherschleichen und sie vielleicht sogar erreichen.
Rievkoche un Kibbeling
Danach gab es noch das volle Weihnachtsmarkt-Programm mit von und ohne allet. Watt mutt, datt mutt. Weitere Gerüchte besagen, wir wären in datt Pallaiss gesichtet worden. Aber diese Sichtung kann ich nicht bestätigen. Ein Blick von außen hat auch der Shopping Queen aus der Nachbarstadt gereicht. Und außerdem sind die Verkäuferinnen in der Altstadt viel kommunikativer und vor allem kreativer! Im Beratungsgespräch der Woche kristallisierten sich gleich zwei Lösungen für weltbewegende Probleme heraus. Zum einen das ultimative Rezept gegen Langeweile, zum zweiten die Rettung der vom Untergang bedrohten Print-Industrie.
An noch einer anderer Front rettete mich die weltbeste Angie. Frise sitzt wieder und strahlt gülden. Steht meinem Auftritt als wandelnder Tannenbaum also nichts mehr entgegen. Genau wie dem Genuß der Lektüre Eurer
Statistik:
Satz der Woche: Wenn Kaffee nicht aus der Kapsel käme,
müsste man ihn anpflanzen (©Ethniesoph auf Twitter)
Erkenntnis der Woche: Es liegt nicht am Glühwein.
Es ist vermutlich der ungewohnte Sauerstoff. (©Herr Frankenstein auf Twitter)
Merksatz der Woche: Augen auf beim Wurstausliefern.
Das erspart Dir Öffentlichkeit (©Frau Wildschön in der Montags-BSF-Runde)
Erklärung der Woche : "Warum bist du telefonisch so schwer erreichbar?"
"Ich geh nicht dran!" (©lisablueair auf Twitter )
Theorie der Woche: EDV ist übrigens die Abkürzung von:
Entdecke den Vehler! (©Trixelinchen)
Cookie der Woche: Der Metzger fragte "Was möchten Sie?", aber die Frau verstand "Was kochen Sie zu Weihnachten, für wieviele, und wer ist worauf allergisch?"
Plan der Woche: Er hatte den See überquert. Zu Fuß! Das musste sich doch vermerkten lassen. Er trommelte seine 12 besten Freunde zusammen.(©CholliBrehm auf Twitter)
Rache der Woche: Ich glaube, ich melde Rudolph mal bei
"Mein bester Feind" an (©derWeihnachtsmann1931 auf Twitter )
Beratungsgespräch der Woche: Wenn Ihnen die Tasche gefällt, macht ja nichts, wenn sie zu groß ist. Stopfen Sie einfach ne Zeitung oder zwei unten rein, mach ich auch immer.
Stoßseufzer der Woche: Der Weg ist nicht das Ziel,
der Weg ist das Problem. (©Paul Fauser auf Twitter)
Allen ein schickes Wochenende.
Lasst Euch nirgendwo sehen, wo ich mich nicht auch sehen lassen würde.
Wer Tippfehler findet, kann sie behalten. 
Weitere Links gerne auf Nachfrage


Donnerstag, 11. Dezember 2014

Ob es Mary Poppins heutzutage

wohl gelingen würde, eine ihrer legendären Taschen zu kaufen? Ich für meinen Teil bin daran in den letzten Tagen grandios gescheitert.
Ich dachte, ich wünsche mir dieses Jahr zu Weihnachten mal eine neue Tasche. Jahrelang hab ich mir schon keine mehr gekauft und irgendwie hab ich mich an den alten leid gesehen. Ich dachte so, das ist doch eine feine Idee, ich such mir ein feinet Täschken aus, der Ruhebewahrer kauft es und alle sind glücklich. Tjaha, hab ich mir so gedacht. Denn -
Ich für meinen Teil finde keine in diesem übergroßen Angebot weder online und offline. Nun hänge ich ja eh der Theorie an, Kleider, Taschen, Möbel müssen da rumstehen, mich angucken und geradezu schreien: Hallo hier bin ich, ich passe zu Dir, nimm mich, kauf mich. Aber in diesem ganzen übergroßen Angebot hat keine, nicht eine einzige Tasche auch nur geflüstert, ich möge sie doch mal näher anschauen....
Sach ma, iss Euch datt auch schon aufgefallen? Gut, dass man heutzutage nicht mehr von Handtaschen spricht, sondern von It-bags hatte sich auch schon bis zu mir rumgesprochen. Aber ich dachte, das getrost ignorieren zu können. Weit gefehlt. Handtaschen, bzw. ihre Logos sind der neue Mercedes Stern. Ohne scheint es nicht zu gehen. Die sagenhaft häßlichen geprägten Logos, die eine Tasche ganztaschenmässig überziehen, meine ich damit noch nicht einmal. Diese Auswahl kann man ja gepflegt übersehen.
Aber auch bei allen anderen Taschen: Entweder baumelt ein Spielzeugset, bestehend aus Schlüssel, Vorhängeschloss, Räppelchen, Sternchen daran und verkündet, dass es eigentlich George, Gina und Lucy gehört oder der Name der Firma ist groß und fett eingedruckt. Jetzt erklär mir mal einer, warum ich eine Tasche am Arm baumeln haben sollte, auf der unübersehbar "Libeskind Berlin" steht oder noch absurder "FredsBruder" ? Was hab ich mit Fred sein Bruder zu schaffen? Dann schon lieber mit Legends und Rebels, aber auch das ist irgendwie albern.
ICH.MÖCHTE.DAS.NICHT. Heisst dann allerdings wohl auch: Ich krieg das nicht. Nicht nur das nicht, sondern gar nichts. Was anderes scheint es nicht zu geben. Dass ich eigentlich tatsächlich zu allem Überfluss auch noch eine Mary Poppins Tasche möchte mit vielen kleinen Fächern und Innentaschen, fällt da schon gar nicht mehr ins Gewicht. Innentaschen und Fächer sind out. Na denn. Hauptsache FredsBruder ist in.

Dienstag, 9. Dezember 2014

Kolumbiniade - D wie DASA oder

doch eher wie Desaster. Vielleicht aber auch für Defekt.
Es begab sich des heutigen Tages, dass der Ruhebewahrer und ich einen gemeinsamen Frei-Tag hatten und da der gestrige Tag mit einem gestoßseufzten Tschaka ob erledigter Weihnachtseinkäufe endete, dachten wir so bei uns: Nutzen wir doch das Ruhrtop-Kärtchen nochmal aus und schauen bei der hochgelobten DASA Ausstellung mit ihren rasanten Erlebniswelten in Dortmund vorbei. Tja, ham wa aber auch nur so gedacht. Erlebniswelten! Paah! Im Bett zu bleiben wäre sinnvoller gewesen. Da wäre die Erlebniswelt garantiert aufregender gewesen... Ähem. Tschulligung. Wo war ich? Ach ja. D wie drauf reingefallen.
Vollkommen unklar, warum alle so ein Bohei um diese Ausstellung machen. "Wie, da wart Ihr noch nicht?" "Da müsst Ihr unbedingt noch hin". Wer auch immer Euch das weismachen will: nein, müsst Ihr nicht. Könnt Ihr ganz gepflegt sein lassen. Uns hat sich das nicht im Geringsten erschlossen, was genau da jetzt so toll dran sein soll. Die Webseite verspricht Deutschlands größte Arbeitswelt-Ausstellung und eben jene spannenden Erlebniswelten. Ah jetzt ja. Vielleicht für den, der unter spannender Erlebniswelt die stillgelegte Straßenbahn von Dortmund-Brakel versteht. Und noch nie einen Stahlkocher gesehen hat.
DASA3DASA1
Vielleicht auch für den, der sonst keine Berührungspunkte mit gelangweilten Pubertier-Horden hat. Möglicherweise auch für den, der gerne Buch darüber führt, welche der Erlebniswelten wann für wie lange außer Betrieb sind. Der erste Touch-Screen, der uns interaktive Erkenntnisse vermitteln sollte, scheiterte jedenfalls schon an der Eingabe des Geburtsdatum. Statt 1964 beharrte er auf Verarbeitung des Datums 2075, um kurz darauf mitzuteilen, er sei dem Ansturm des heutigen Tages nicht gewachsen und müsse kurz pausieren. Kein Witz. Nächstes Gerät. Draufstellen und Computer rechnet aus, wie gesund man ist. Aha. Computer sagte ausnahmsweise nicht Nein, dafür muss mit mir Magisches passiert sein auf dem Weg von Recklinghausen nach Dortmund, denn die integrierte Waage zeigte Interessantes. Zwischen morgens nackelig auf der Waage und zwei Stunden und zwei fette Bütterkes später wog ich samt Winterstiefeln und Winter-Klamottage satte 8 Kilo weniger. Leider ohne Info dazu, wo man so eine zauberhafte Teufelswaage käuflich erwerben könne. Soviel zur Erlebniswelt Informations-und Kommunikations-Technologie.
In der Erlebniswelt Transport und Verkehr war auch eine Menge zu besichtigen - eine Menge Absperrbänder sowie eine beeindruckende Menge Nichts. Ach nein, stimmt auch nicht. Wir wollen nicht ungerecht sein. Am LKW-Simulator prangte ein Schild! "Ab 13:00 Uhr wieder in Betrieb". Wir blieben in der Nähe, der wundersamen Inbetriebnahme harrend - doch spätestens um 13:30 mussten wir einsehen, es war vergessen worden, draufzuschreiben, an welchem Tag dieses 13:00 Uhr denn nun stattfinden solle. Heute nicht, soviel war klar.
Na, denn weiter. Flugsimulationen sind extra zu buchen, vorher. Gut, kann man ja noch einsehen. Aber muss man sofort angeschnauzt werden, wenn man sich vorsichtig dem guten Simulator-Stück nähert? Aber halt - ein Simulator funktionierte. Der ISS-Simulator. Juchhu und tirilü. Olle spackige 3-D Brille aufgefrickelt, Hand an den als Joystick betitelten ollen Play-Si-Controller und ab dafür. Naja, ganz nett. Aber an die Simulatoren im Disneyland kam es nicht annähernd ran. Nicht mal an den Arktis Simulator im Gelsenkirchener Zoom. Aber vielleicht haben wir uns auch nicht genug Zeit und Muße für das Ding genommen. Denn die Konzentration dafür muss man auch erstmal finden, wenn hinter einem eine geführte Gruppe mit den Hufen scharrt und die Museumsführerin schnarrt, man werde schon gleich drankommen, so ewig können die da (also wir) doch nicht brauchen.
DASA4
Brauchten wir auch nicht mehr. Irgendwie reichte es und das Interesse einfach nicht mehr für die phantastischen zeitlich begrenzten Sonder-Ausstellungen, als da waren: Heavy Metal - über die Kunst des Glockenmachens. Kein Witz. Sowie:Architektierisch - die Mitmach-Ausstellung rund ums Bauen. Empfohlen ab 3 Jahren, Ähnlichkeiten mit Lego-verseuchten Kleinkindzimmern wahrscheinlich rein zufällig. Aber vielleicht ist uns auch nur eine gelungene Selbstironie
entgangen? Möglicherweise wollte man uns ja genau das zeigen: Die heutige Arbeitswelt ein einziges Desaster, ein einziges Defekt, ein einziges Ausser Betrieb. Na, wenn das so wäre, dann wäre es gelungen und die DASA Ausstellung die ehrlichste der Republik.
 

Montag, 8. Dezember 2014

Der letzte Opel - oder die Frage: Werden wir Detroit noch beneiden?

Time goes by in der Nachbarstadt. Mit Auswirkungen, die im ganzen Ruhrpott spürbar sein werden. Bei allen Nikolausfeiern, Geburtstagsfeiern und was es sonst am Wochenende noch alles Erfreuliches gab: Ein Teil meiner Gedanken war auch immer bei Opel, in Bochum. In der Nacht zum Freitag lief dort der letzte Opel vom Band. Irgendwie ist der Gedanke daran noch erschreckender, noch schlimmer als damals in den 80ern das Ende vom Anfang von Stahl und Kohle. Schließlich war das Autowerk schon die zweite Hoffnung. Und auch diese ist jetzt gestorben.
Und damals in den 80ern gab es noch die Brücke der Solidarität. Soladiratit wird auch heute gezeigt, aber nur aus der Stadt, sagen wir aus der Ruhrstadt hinaus. Schon landesweit genießt das Thema keine wirkliche Priorität. Und ganz erschreckend war die überhaupt gar nicht vorhandene Solidarität der anderen Opelwerke. Jeder war sich selbst der Nächste. Fressen oder gefressen werden. Deutlicher wurde es selten demonstriert. Nur leider stimmt die olle Weisheit nicht, dass für jeden gesorgt ist, wenn jeder an sich selber denkt. Wir werden sehen. wo eine neue Hoffnung herkommt. Wenn sie denn kommt.
This is not Detroit war das Motto des Jahres in Bochum. Künstlerischer Trotz begehrte auf. Tröstend, kreativ und dennoch erschreckende Hilflosigkeit demonstrierend. Wenn ich mir so die erfolgreichen Fortschrittsverhinderungsbemühungen in diesem unseren Land so ansehe, die ganze Investitionsfeindlichkeit werden wir dann vielleicht in einem Jahrzehnt sagen: Ja, this is not Detroit. Aber womöglich mit dem Zusatz: Leider.?

Sonntag, 7. Dezember 2014

Rituale - oder die Herrin der Lage

Rituale sind wichtig. Wissen wir. Aus diesem und jenem Grund. Und aus dem da auch noch. Manchmal passen einem althergebrachte, allgemeingültige Rituale aber einfach nicht, bzw. sie passen nicht gut in die Lebensumstände, die man gerade eben so hat. Manchmal muss man dann  eben einfach hingehen und eigene Rituale entwickeln. (Und wenn man Glück hat, erobert man sich mit diesen Ritualen dann auch den Titel der Herrin der Lage. )

So ging es uns vor vielen Jahren mit Weihnachten. Weihnachten war auf einmal unglaublich anstrengend geworden.  Es war alles - stressig, nervenaufreibend, kräftezehrend, belastend, aber nicht das vereinende Familienfest, dass wir uns doch alle eigentlich alle wünschen. Der Grund dafür war ganz einfach: Wir waren eine jener modernen Patchwork-Familien geworden, mit der Kernzelle Muttern, ruhebewahrender Stiefpapa und die beiden Jungs. Im Orbit um uns kreisten der Herr Papa samt Gattin Numero due und dreimal Großeltern. Alle um ein gutes Auskommen miteinander bemüht, was an sich schon kräftezehrend war, aber die Mühe durchaus wert. Nur eben Weihnachten - der weihnachtliche Gedanke blieb auf der Strecke. Von Heiligabend bis zum zweiten Weihnachtstag machten wir uns und vor allem die Kinder auf die Reise. Das waren eine ganze Menge Leute, die da gerecht behandelt werden wollten. Und irgendwie haben wir es auch immer hingekriegt. Aber von Besinnlichkeit, von Nähe blieb da nicht viel, vor allem nicht für uns vier.

Irgendwann besann ich mich meiner holländischen Wurzeln und erinnerte mich an die schönen Nikolaus-Bescherungen, die meine Großeltern immer veranstalteten. In Holland ist der Sinter Claas einer der höchsten Feiertage - auch wenn die Kontroverse um den zwarte Piet eigenartige Wellen um den Bug des Nikolaus-Schiffes schlägt - und der Abend vor Nikolaus ist der Pakjesavond, der Abend, an dem sich die Holländer bescheren und ihre Päckchen austauschen. Und so begannen wir, auch diesen Abend zu feiern. Nur für uns vier. Mit nach draußen gehängten Riesensocken ( die dann eilig die eingeweihte Nachbarin einsammelte und mit den bei ihr deponierten Päckchen füllte) mit Bescherung um den Adventkranz herum und mit ganz viel, ganz lecker Essen. Bei uns gab es dann schon einen Großteil der Geschenke, von uns bekamen die Jungs zu Weihnachten nur noch eine Kleinigkeit, so dass auch die Weihnachts-Geschenke-Flut ( ein unbestreitbarer Vorteil der Patchwork-Kinder) entzerrt wurde und unseren Geschenken eine größere Aufmerksamkeits-und Nutzspanne zuteil wurde. Vor allem aber war es immer ein Abend für uns vier. Und dieses Ritual hat sich tief eingeprägt bei uns vieren. Mittlerweile hat es sich etwas abgewandelt, vor allem, was die Geschenke-Verteilung angeht. Aber Nikolaus-Bescherung und ganz viel, ganz lecker Essen gibt es immer noch und wird auch so eingefordert. Ohne Nikolaus-Feier fehlt hier was. Und so eroberten wir uns  ein kleines Stück besinnlicher Familienhoheit zurück und ich hatte dadurch das Gefühl, auch wieder mehr Herrin der Lage zu sein.

In diesem Jahr bekam ich schon zum zweiten Mal eine wildschöne Aufmerksamkeit vom Sinter-Claas und sie war so passend, wie sie passender gar nicht sein konnte



Besonders witzig war es, dass unser verpennter Postbote es so gerade eben noch schaffte, dieses Paket 5 Minuten vor unserer Bescherung abzuliefern. Und besonders schön fand ich die Doppeldeutigkeit des Schildes. Das Herrin der Lage bezieht sich auf vieles. Aber es brachte mich eben auch auf den Gedanken, dass ich mir einst mit dem bei uns eingeführten Nikolaus-Abend ein Stück weit "Herrin der Lage" zurückerobert hatte.        

In diesem Sinne: habt einen besinnlichen 2.Advent-Abend und bleibt allzeit Herr oder Herrin der Lage.

Freitag, 5. Dezember 2014

Memo an den Buchhandel - So gibt datt nix mehr

Tatort: Eine Buchhandlung im Ruhrgebiet. Filiale einer bekannten derzeit schwächelnden Kette.
Handelnde Personen:  Verkäuferin , die keine Angst um ihren Arbeitsplatz zu kennen scheint und die Prinzipien der Servicewüste Deutschland unverdrossen hochzuhalten sich auf ihre Fahne geschrieben hat, außerdem schlunzig angezogen. FrauvonBelang: Rezensentin für zwei anerkannte Kulturportale, Bildungsbürgerin, versierte Leserin, gut gekleidet. 
Tathergang: Normalerweise habe ich ja schon lange resigniert und wenn ich ein Buch kaufe, reise ich dafür für gewöhnlich nach Amazonien. Des gestrigen Tages begab es sich, dass ich in der Innenstadt zum workshoppen weilte, privat derzeit mit viel Stress und wenig Zeit gesegnet bin. Für ein Event übernächste Woche brauchte ich noch zwei Buchgeschenke, dazu wollte ich mir selbst noch eins schenken. Die Titel, die ich brauchte, waren jetzt nicht gerade abseits des Mainstream und dieserhalb auch den verketteten Buchhändlern zuzutrauen. Dachte ich hoffnungsfroh. Außerdem würde ich sie dort hübsch verpackt bekommen, dies eigentlich der Hauptgrund für meine Visite im real life Buchhandel.
Hereinmarschiert, von Geschenkartikeln beinahe erschlagen. Selbst wenn Tchibo seit neuestem sogar beheizte Wimpernformer führt, dort erkennt man wenigstens noch auch auf den ersten Blick den Daseinszweck, Buch Nr.1 auf meiner Liste relativ schnellt direkt gesichtet, klar, ist ja auch ein Schenkelklopper, den ich da suchte. Buch Nr. 2 und Nr. 3 nicht aufzufinden. Es gibt Stände mit "schön für Frauen", "edel für Männer", "für Schauriges und Bissiges" - da komm ich super drauf zurecht. Ich irre fünf Minuten durch den Laden, ziehe mehr als eine Augenbraue hoch bei den Empfehlungen, beschliesse schliesslich eine Verkäuferin zu suchen. Kassen sind unbesetzt, stehen zwar Kunden davor, aber nun. Es gelingt mir eine aufzutreiben.
V: Ja?  raunzt es mich barsch an."Brauchen Sie Hilfe". Autsch. Schon mal gut, dass in meinem Sektor vakante Stellen derzeit Mangelware sind und ich keine Vertriebskanonen in diesem Laden abwerben muss.
B: Ja, ich brauche Hilfe. Ich suche "Gott bewahre" von John Niven, aber als Taschenbuch."
V: Ist noch nicht als Taschenbuch raus
B: Doch, ist es. Ich bin mir sicher.
V: Sind Sie die Buchhändlerin oder ich?
Ich atme durch, bleibe ruhig, bitte die Verkäuferin mit meiner freundlichsten Vertriebler-Stimme, nachzusehen. Verkäuferin pfeift Hiwi ran
V:Guck mal innen "Compjuter", ob et datt Gott bewahre von Niven schon als Softcover gibt. Die Frau meint datt.
B. Nicht Softcover, als Taschenbuch.
V: Datt iss dattselbe
Isset zwar nicht, aber sei's drum. Die nervenberuhigende Kastanie in meiner Manteltasche hab ich sonst gleich kaputtgestreichelt. Hiwi bringt den Compjuter zum Absturz, ruft die nächste Verkäuferin zu Hilfe, man klickt sich 5 Minuten durch, es läuft wieder und siehe da  Welch Wunder. Es gibt das von mir gewünschte Buch, sogar als Taschenbuch. Sagenhafte 30 Exemplare sollen sich im Laden verstecken, nur leider steht da nicht wo. Verkäuferin rennt genervt zum Lager, schreit einmal laut " Ey" und knallt die Tür wieder zu. "Ey" scheint leider gerade auf der Toilette zu sein oder sonstwo, wo man das Gegröhle nicht hört. Mittlerweile irren 3 Verkäuferinnen plus faszinierter Kundin (ich) durch die Gänge, Azubine schließlich findet den Stapel. Liebevoll (nicht) in eine Ecke gerutscht. Ich hab mein Buch. Bin aber leider noch nicht fertig.
B: Ich suche noch das neue Buch von Anne B.Ragde?
V: Anne wer?
B: B.Ragde.
V: Kenne ich nicht, watt soll datt mit dem B? Wofür steht datt?
B; Weiß ich nicht. Britta, Brigitte, Birte, tut aber auch nichts zur Sache. Da steht garantiert nur Anne B.Ragde als Autorenname.
V: Muss man die kennen.
B: Wär nicht verkehrt, dass ist eine norwegische, preisgekrönte Autorin, welche die Neshov Trilogie geschrieben hat.
V: Dann gucken Se mal hinten bei den Krimis
B: Die schreibt aber keine Krimis, sondern Gesellschaftsromane
V: Ja, dann weiß ich auch nicht.
"Compjuter" mag man wohl nicht nochmal befragen. Der hat schon genug getan für gestern. Ich gehe nochmal zielstrebig zum Regal, siehe da, das Buch steht unter R, hätte ich ja auch vorher schon mal selbst gucken können, faule dumme Kundin, die ich bin. Dafür lass ich mir das Buch von der Ragde jetzt auch noch als Geschenk verpacken. Ich fand, das hatten mein Geduldsfaden und ich uns durchaus verdient.

T.G.i.F. - von wohlriechenden Zwillingen, platten Flundern und mächtigen Eiszapfen

Tach auch Liebeleins. Noch 17 x schlafen, dann werden die Nächte wieder kürzer. Das war die gute Nachricht des Tages. Die schlechte liegt fast schon hinter mir: War nix so richtig mit Frei-tagen diese Woche. Eine böswillige Verschwörung aus großzügigen Virenträgern undschneckschleichenden dörflichen Pizzaboten hat mich überfallen. Plattflunder-Alarm am letzten Wochenende.
Was mich endlich mal zum Arzt und zweierlei Erkenntnisse ans Tageslicht brachte: Zum einen wissen wir jetzt, woher mein galliger Humor kommt. Nämlichst vonne vielen kleinen Steine im überflüssigen Organ oder wie der Kniefall es formulierte: "Du könntest ja jetzt Wrestlerin werden und Dich gallische Kriegerin nennnen." Vielen Dank auch für's Gespräch. (Sie lasen: Pubertier-Sprüche from hell, part one, aber immerhin kreativer als die Plattwitz-Diagnose des abwartend handelnden Arztes) Zum anderen das sehr beruhigende amtliche Endergebnis: Kopp kann dranbleiben, meine anderen und sonstigen Werte sind sowas von Tippi-Toppi. Ich scheine mich einer sehr gesunden Lebensweise zu befleissigen. Allet richtig gemacht. Ergo - fleissig weiterquarzen, schwarzen Kaffee literweise und beim Bloggen der Nachbarin von gegenüber beim gepflegten Quälen auf dem Crosstrainer zusehen.
Eiszapfen
Und dann war da noch der Cookie, der die Ormuz und mich als Weicheierstöcke bezeichnete! Ich prangere das an. Warte, mein Lieber. Demnächst kannst Du Dir in der Parallelwelt die Beine in den Bauch stehen, bevor ich Dich abhol inne republikanische Dominik. Vielleicht, aber nur ganz vielleicht leih ich Dir meinen schicken Allzeit-Eiszapfen für Deine Caipis. Aber mal ehrlich - et iss schon wirklich so richtich bannich kalt geworden in diesem Draußen oder? Hoffentlich reicht datt auch, um all die adipösen Mücken schockzufrieren.
War sonst noch was? Yau - der Test der Woche, fast schon eine Kolumbiniade.  Plattflundrig wie ich nun so da lag auf meinem Diwan, hatte ich viel Zeit, mich durch die virtuelle Zwillings-Gerüch(t)eküche zu klicken. (Nein, leider immer noch nicht die Twin Pieks, da müssen wir wohl bis 10 Tage vor Weihnachten warten), nee ganz watt anderet: Schon mal wer den Ausdruck Parfumzwillinge gehört? Oder hipper: Smellalikes? Das sind Parfums, die vorzugsweise als Eigenmarken hauptsächlich von Discountern vertrieben werden und ihrem verklausulierten Original en Detail gleichen. Für sehr viel kleineres Geld selbstredend.
DAS hat mich denn doch mal neugierig gemacht. Zumal ich in Sachen Parfums unglücklich bin seit dem Tag, an dem ein vorzugsweise pelziges italienischen Modehaus seinen Klassiker vom Markt nahm. Seitdem suche ich und suche und suche. Mittlerweile sind die mehr oder weniger reizenden douglasianischen "Beraterinnen" so jung, die waren noch nicht mal geboren, als mein Lieblingsduft sich verflüchtigte. Die letzte noch aufzutreibende Flasche bekam ich dareinst von Rollinchen geschenkt, weisst Du noch? Ich schweife ab - Tschulligung. Also - eine (s)chanellige Lösung wäre die kleine Coco gewesen, aber... schon klar. Nun waberte dieser Tage die sogar wissenschaftlich untermauerte These durch dieses Internet, statt Mademoiselle täte es auch 'ne glamouröse Madame vonnem Liddel. Und zwar ununterscheidbar. Logisch, dass ich die 4 Öcken 99 investierte. Und watt soll ich sagen: Ich schließe mich der These* an. Voll umfänglich und überzeugt. So wie Ihr es hoffentlich auch seid vonne
Statistik:
Satz der Woche: Man sollte nicht versuchen etwas zu sein.
Man sollte herauskriegen, wer man ist. (©Trixelinchen)
Plattwitz-Diagnose der Woche: Sie sind eine steinreiche Frau
(© mein Arzt, leider nur auf die Gallensteine bezogen)
Replik der Woche: "Du hast Glück, dass Du die Frau bist, die mich durch ihre
Gebärmutter gepresst hat" © Pubertier-Sprüche from hell,
Part two nach Nötigung zum Müll rausbringen)
Dialog der Woche: Ich: "Für kein Geld der Welt hätte ich bei Modern Talking mitgemacht"
Kniefall: "Deine Stimme wär auch viel zu männlich dafür gewesen"
(©Pubertier-Sprüche from hell, Part three)
Shortseller der Woche: Sissi aus Lönneberga verschluckt drei Haselnüsse beim kleinen Lord und stirbt langsam. Zack, Weihnachten fertig.(©derWachsame auf Twitter) im Gegenteil zum
Cookie der Woche: Der Engel sprach "Fürchte dich nicht, Maria. Du bist schwanger und
weißt nicht von wem, aber ich mach eine Story für die Ewigkeit daraus."
Noch ein Longseller der Woche: Du wirst geboren. Hast Kinder. Hast Enkel. Hast Urenkel. Du stirbst. Mick Jagger und Keith Richards gehen noch immer auf Tour. (©Grantscheam auf Twitter)
Erwartungshaltung der Woche: Ich warte noch auf das Geld vom nigerianischen Treuhänder meines verstorbenen Großcousins. Der hat sich
bestimmt nur bei der IBAN vertippt. (©Dr.Huch auf Twitter)dazu passend
die Rezi der WocheLe Freak - C'est chic
Prognose der Woche: Ich freu mich schon auf alle, die nächstes Jahr im August heiraten.
Das wird ne typische 08/15 Hochzeit. (©humorlos4 auf Twitter)
Allen ein schickes Wochenende mit nettem Sinter Claas !
Holt keine Gerüch(t)e aus dem Sack, die ich nicht auch rausholen würde.
Wer Tippfehler findet, kann sie behalten. 
Weitere Links gerne auf Nachfrage.
* Sternchen für den Stern und wenn man googelt, findet man mächtig viel Spannendes dazu in diversen Foren diverser Frauenzeitschriften. Spannendes Thema.