Dienstag, 20. Juni 2023

Rezension - der Fall Alaska Sanders

Perfektes Wetter für ein schattiges Plätzchen und gute Lektüre. Ihr braucht noch einen Tipp? Immer gerne: 

Leseempfehlung - Buchvorstellung  


Joël Dicker - Der Fall Alaska Sanders 


An der amerikanischen Ostküste, unweit des malerischen Städtchens Mount Pleasant 
Dicker Alaska Sanders ©PiperVerlag
wird 1999 die junge Alaska Sanders tot aufgefunden. Sie wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, der ermittelnde Sergeant Gahalawood bringt den Fall zu einem raschen Abschluß.  

Elf Jahr später erreicht über verschlungene Pfade ein anonymer Brief den Sergeant. Hat er geholfen, einen Unschuldigen hinter Gitter zu bringen? Ist der damals Verurteilte wirklich Alaskas Mörder? Der Schriftsteller Marcus Goldman ist - wie so oft - zu Besuch beim Sergeant, er entdeckt sofort die Ungereimtheiten in der ursprünglichen Aufklärung des Falls. Eigentlich wollte Goldman seinen alten Mentor Quebert aufstöbern, zu lange hat er nichts von ihm gehört. Doch jetzt hat ihn das Jagdfieber gepackt und gemeinsam mit Galahawood beginnt er, die Fäden im cold case Alaska Sanders neu aufzurollen. 

Galahawood, Goldman, Quebert - kennen wir die nicht? Exakt. Wir kennen sie aus der "Wahrheit über den Fall Harry Quebert" und der "Geschichte der Baltimores"  Der Fall Alaska Sanders beschert uns ein Wiedersehen mit Charakteren, die wir nicht vergessen haben. Der Schweizer Schriftsteller Joël Dicker wurde wie sein Alter Ego Marcus Goldman als Wunderkind des Literaturbetriebs gefeiert. Neben den eigentlichen Plots der Fälle Harry Quebert und jetzt Alaska Sanders interessiert die schriftstellerische Entwicklung von Marcus Goldman den Leser mindestens ebenso.   

Das scheint auch Joël Dicker zu wissen. So bildet die Geschichte seines erfolgreichsten Protagonisten Goldman erneut den Rahmen für einen Thriller und die Möglichkeit für das Spiel mit mehreren Ebenen, welches Dicker mühelos beherrscht. Nichts dagegen, wenn ein Schriftsteller eine Figur über die Jahre immer wieder bemüht. Vor allem, wenn sie sich sichtbar weiter entwickelt. Darüber hinaus wollte sicher nicht nur ich gerne wissen, was nach den nicht gerade glücklichen Enden obengenannter Bücher aus Goldmans Mentor geworden ist, wie es Galahawood ergangen ist, ob es Neues von den Baltimores gibt. 

Diese Fragen werden alle zufriedenstellend beantwortet. Wenngleich die dafür notwendigen Rückblenden die Gefahr der Redundanz bergen. Natürlich geht es nicht ohne Rückschau, sonst könnte dieses Buch nicht für sich gelesen werden. Natürlich muss er hier Rücksicht nehmen auf die Leser, die die vorangegangen Bücher (noch) nicht gelesen haben. Aber Dicker läuft Gefahr, die Leser, die seine vorigen Bücher kennen, zu langweilen. Man will nicht ein und dieselbe Geschichte in dieser epischen Breite immer wieder lesen. Den Rückblenden hätte eine Straffung gut getan.  

Das ist aber auch schon das einzige Manko von Dickers neuem Roman. Beide Geschichten - die Rahmenhandlung und der eigentlich Plot um den Tod der Alaska Sanders - sind interessant konstruiert und in sich schlüssig. Plot-Twist ist eine der Stärken von Dicker. Er hält sich konsequent an sein Leitmotiv "nichts ist, wie es scheint" und schafft damit eine ganz besondere Spannung, die den Leser immer wieder auf Abwege führt. In der Mitte des Buches kommt kurz ein Verdacht (unter vielen) auf, der sich ganz zum Schluß bestätigt. Nachdem man ihn als Leser längst verworfen hat.       

Wie immer bei Joël Dicker begegnet man einer Fülle von Charakteren. Allen gemeinsam ist, dass sie auf der Suche sind. Keiner ist wirklich in seinem Leben angekommen. Aber ist man das überhaupt jemals? Anders als bei den Baltimores beschreibt Dicker diesmal seine Figuren oft mit Abstand, er überlässt dem Leser das Urteil. So schwankt man bei fast allen Charakteren zwischen Distanz und Idendifikation. Letzten Endes sind es nicht die Figuren, die den Leser tief in diesen Roman hinein ziehen. Es sind eher die Situationen, die er schafft. Situationen, die man kennt und vielleicht schon selbst erlebt hat. Umso dringender will man wissen, wie Dickers Protagonisten sie lösen. 

Joël Dicker hat einen ganz besonderen Schreibstil, flüssig, leicht zu lesen, aber mit einem eindringlichen Rhythmus, dem man unweigerlich folgt und dem man manche Länge verzeiht. Das einstige Wunderkind Marcus Goldman hat sich etabliert, mit ihm Joël Dicker.    

Rezension, der guten Ordnung halber gekennzeichnet als Werbung, unbezahlt. Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Piper Verlag zur Verfügung gestellt.  

Joël Dicker
Der Fall Alaska Sanders
Piper Verlag, Juni 2023 , alle Rechte auch des Covers dort.  
EAN 978-3-492-07196-3  -3 

Alle Rezensionen findet Ihr unter dem Label: Die geheime Kraft der Bücher  


7 Kommentare:

  1. Ich bin gespannt. Werde es auf jeden Fall lesen. Ich hab die Baltimores verschlungen, die Bücher danach fand ich nicht so toll. Vielleicht gefällt mir das ja wieder besser

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    1. Die Baltimores sind auch mein absoluter Favorit unter den Dicker Büchern. Hängt wahrscheinlich auch immer damit zusammen, welche Lebenssituationen man selber durch hat

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  2. Noch gar nicht mitgekriegt, dass es einen neuen Dicker gibt ! Super. Lad ich mir runter, dann kann ich das im Wo-Mo lesen

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    1. Dann wünsche ich gute Unterhaltung und eine schöne Tour. Ich hab es auch an Bord gelesen :)

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  3. Ich weiß gar nicht, ob ich wissen will, was aus Harry Quebert geworden ist..... ich fand es eigentlich gut, dass das im Ungewissen blieb

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    1. Hab ich auch überlegt, als der Roman zu dieser Stelle kam. Andererseits: Es ist Dickers Romanfigur. Wenn er das Bedürfnis hat, seine Version zu erzählen, dann hat er auch das Vorrecht.

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    2. Und - Dickers Version ist gar nicht so weit weg von dem, was ich mir selbst für Quebert ausgemalt hatte. Vielleicht geht es Dir ja auch so.

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