Freitag, 8. April 2022

Jahre voller Wechsel

Jahre voller Wechsel. Oder schnöder: 

Wechseljahre

Unbeliebtes Thema, ich weiß. Zugleich auch ein Thema, das ganz viele von uns umtreibt. Welches aber in der öffentlichen Berichterstattung einen verschämten Platz einnimmt. Allenfalls einen Artikel wert a la "Wechseljahre und abnehmen? Geht das überhaupt?"  (Spoiler: so gut wie gar nicht) 

Ich hatte es angekündigt. Ich habe Zeit jetzt. Mir Gedanken zu machen. In einem neuen Lebensabschnitt, der  Veränderungen und auch Chancen bringt. Unweigerlich gehören dazu Gedanken und Fragen auch zum Thema Wechseljahre der Frau . Durchaus ein Thema, mit dem ich mit be- und ab-mühe. Auf mehreren Ebenen. Allen Ebenen gemeinsam ist meine Schlussfolgerung: 

Meine Entscheidung, wie ich die Wechseljahre lebe


Es ist meine Entscheidung, es ist unsere Entscheidung, wie wir uns mit den Wechseljahren fühlen, wie wir damit umgehen. Diese Jahre bringen auch viel Gutes mit sich. Die Wechseljahre können auch eine Zeit voller Chancen sein. Nur, weil wir über 50 sind, müssen wir nicht unsichtbar sein.  

Es hat mich nicht gestört, als die Wechseljahre kamen. Hallo erstmal. Hat ja in einer Hinsicht auch was Befreiendes, Erleichterndes. Die monatliche Nerverei vermisse ich schon mal sowas von gar nicht, auch der Empfängnisverhütung weine ich keine Träne nach. Im Gegenteil: Ich winke hocherfreut hinterher. Körperlich merkte ich sonst zunächst nicht viel. Hitzewallungen hatte ich ab und an. Nicht schön, schon gar nicht, wenn man viele junge spindeldürre immer fröstelnde Mädels im Team hat, die gerne die Heizung bis zum Anschlag aufdrehen, kein Fenster öffnen wollen und sich noch zusätzliche Heizlüfter an die Füße stellen. Machste nix. Kamen die Sommerblusen auch im Winter zu Ehren. Spart auch Geld. Welches man dann für nette abkühlende Dinge ausgeben kann..... 



Noch etwas Positives stellte ich fest: Meine Augen waren nicht mehr so trocken, das Schlieren-Sehen, Mücken-Sehen, wie auch immer man es nennen will, wurde weniger. Ob das an den Wechseljahren lag, weiß ich nicht. Aber es war der Grund, warum ich mich gegen Hormone entschied. Ich wollte in diesen Status Quo nicht ergreifen. Für hormonell bedingte Stimmungs-Schwankungen war ich dankenswerter noch nie anfällig, das änderte sich auch jetzt nicht. Angst hatte ich, dass meine Migräneattacken sich wieder melden würden. Diese hatte ich exakt bis zur ersten Schwangerschaft regelmäßig, danach nichts mehr. Auch jetzt nicht. Erleichtertes Aufseufzen.  
 
Aber was ich sehr gut merke: Das mit dem Abnehmen, es klappt nicht. Überhaupt gar nicht. Nada, null, niente. Ruft bei mir gerade Trotz hervor. Dann eben nicht. Ende Gelände. Dazu schreibe ich noch separat etwas, sonst ufert das hier aus. Jedenfalls bin ich nicht bereit, mich auf auch nur einer einzigen Ebene selber zu quälen. Was ich beibehalte, sind Workouts, von denen ich ebenfalls noch erzählen werde. Zum Spaß, nicht als Strafe oder lästige Pflicht.  Es muss nicht zwangsläufig sein, dass es mir schlecht geht in den Wechseljahren. Es ist meine Entscheidung, wie ich mich in den Wechseljahren in meinem Körper fühle, wie ich damit umgehe. 

Wechseljahre als Chance
Soll Hollywood ruhig den Kopf hängen lassen! Wir nicht! Oder? 

Wechseljahre als Chance 


Aber es ändert sich nicht nur unser Körper. Es ändern sich auch unsere Lebensumstände. Pubertät reverse sozusagen. Wenn man es sich recht überlegt. Die Pubertät war die erste große Veränderung in unserem Leben. Ihr folgte: selbstständig werden, die Familie verlassen, eigene Wege gehen. Nun ist es ähnlich. Nun verlässt uns unsere Familie, um eigene Wege zu gehen. Und auch wir können noch einmal eigene, neue Wege gehen. Vielen macht das Angst, viele betrauern das Ende der Zeit, in dem unsere Kinder bei uns waren. Einer gewissen Wehmut kann auch ich mich nicht entziehen. Aber es überwiegt die Dankbarkeit, dass es den Jungs gut geht, dass ihre Wurzeln sie ihre Wege finden lassen. Dass wir immer noch eine Familie sind, die sich liebt und viel umeinander kümmert. In dieser Gewissheit freue ich mich auf die neuen Wege, die nun auch ich gehen kann. 

Mantra der Wechseljahre: feel good first, rest will follow  





7 Kommentare:

  1. Ganz ehrlich? Ich mag die Wechseljahre sehr und fühle mich von vielen Dingen / Erwartungen befreit. Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen hatte ich schon immer (aus Gründen), ansonsten habe ich glücklicherweise keine Beschwerden. O.k., dünner werdender Haare sind jetzt nicht so toll, aber daran stirbt man nicht. Ich wünsche allen Wechseljährigen hier alles Gute und viel Spaß.

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    1. Danke Dir sehr für Deinen Kommentar! Mir geht es ähnlich, ich fühle mich auch freier. In erster Linie will ich jetzt meinen eigenen Erwartungen genügen und das fühlt sich richtig gut an.
      Meine Haare werden auch dünner, wachsen dafür unregelmäßig wie Kraut und Rüben, aber das find ich auch eher witzig...

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  2. Ich habe mich damit über die Jahre abgefunden. Meine Schilddrüse macht mir da ab und an mehr Probleme, aber am besten nicht viel drüber nachdenken.
    Gedanken mache ich mir zur Zeit, wie es ist in vier Wochen in Rente zu gehen. Meinen Job, mag ich eigentlich sehr. Aber der Partner wartet nun schon zwei Jahre und wir wollen viel gemeinsam unternehmen. Da macht mir nur der Winter ein wenig Kopf zerbrechen, ob man es gut aushalten kann. Aber wahrscheinlich, ist das alles eine Gewohnheit es anzunehmen.

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    1. Ich bin ja jetzt seit 4 Monaten raus, die ersten Wintermonate hab ich schon um und ich fand alles daran toll. Ich bin auch gerne arbeiten gegangen. Umso erstaunter war ich, dass ich in der ersten Zeit unfassbar erleichtert war. Das hat mich selbst gewundert. Irgendwann hab ich dann verstanden, es ist das Gefühl, keine Fremdbestimmung mehr zu haben und zum ersten Mal in meinem Leben war ich durchgehend selbstbestimmt. Du findest das bestimmt auch großartig

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  3. Wenn man sich auf die Wechseljahre freut, hat man auch weniger Probleme damit. Die Psyche spielt da eine große Rolle.

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    1. Ja, das glaub ich auch. Ich war die letzten 30 Jahren nicht nur beruflich, sondern auch familiär sehr eingebunden. Ich hab mich auch auf diese Zeit jetzt gefreut.

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