Es war ein furchtbares Jahr. Es war ein schwieriges Jahr. Eins der schwierigsten, die wir jemals hatten. Da sind wir uns wohl alle einig. Viele, alle, die ich kenne, haben auf die ein oder andere Art persönliche
Opfer gebracht, auf vieles verzichtet, von vielen Träumen Abschied genommen, den Lohn ihrer Arbeit aus den letzten Jahren nicht ernten können.
Zur globalen Pandemie kam bei nicht wenigen, auch bei uns, persönliches Leid hinzu. Es war auch ein Jahr des Abschiednehmens. Abschied von geliebten Menschen, Abschied von dem Leben, wie wir es kannten, Abschied von Träumen, Hoffnungen, Belohnungen.
Ganz ganz oft habe ich in diesem Jahr an das letzte Jahr Silvester gedacht. Wie wir wie immer im Kreis der Wahlverwandschaft gut gelaunt, gut gestimmt, hoffnungsfroh in das neue Jahr gingen, brav alle Rituale einhielten. Revue passieren ließen auf ein Jahr 2019, welches Höhepunkte, aber auch Rückschläge hatte. Das noch ein ganz normales Jahr. Und wie wir uns erzählten, was wir uns für das neue Jahr vorgenommen hatten, worauf wir hofften, was wir planten, was alles kommen würde.
Nie, niemals hätten wir gedacht, dass dieses unser so normales Silvester in der Rückschau von Naivität geprägt sein würde, dass ein Jahr auf uns wartete, welches wir uns in unseren bösesten Albträumen nicht hatten ausmalen können.
Es war ein Jahr, in dem wir alle viel gelernt haben. Über Viren, über Masken, über Abstand, über Rücksichtnahme, über Egoismus, über Menschen. Über das Leben. Aber auch - wie in unserem Fall - sehr viel über das Sterben. Ich hätte gerne darauf verzichtet. Nehme es aber so, wie es gekommen ist und nehme dieses Wissen mit in meine, unsere Zukunft. Was ich in diesem Jahr so hart gelernt habe, diese Lektion hab ich jedenfalls schon mal hinter mir.
Aber - bei aller durchaus berechtigten bitteren Rückschau - dieses Jahr hat uns auch etwas gegeben, etwas bewiesen. Uns hat es - nicht nur - in den bittersten Wochen dieses Jahres - viel Hilfe gegeben, von Freunden, von der Familie, aber auch von denen, die Hilfe zu ihrem Beruf gemacht haben. Ihnen gelten meine guten Gedanken am Jahresende. Das Jahr hat uns auch durchgehend - ohne jedes Zögern - Zusammenhalt bewiesen. Über mangelnden Zusammenhalt in unserem engen Familien- und Freundeskreis habe ich mich zwar nie beschwert, aber dieses Jahr, als es darauf ankam, war es toll, ihn zu haben. Alle, die da sein mussten, waren da. Ohne Fragen, ohne Zögern. Was mich mit einem guten Gefühl in die Zukunft schauen lässt.
Ein gutes Gefühl und Hoffnung gibt mir auch, wie unsere Jungs dieses schwierige Jahr gemeistert haben. Beide haben auf vieles verzichtet, beide haben sich das Jahr ganz anders vorgestellt. Vieles war komplett anders geplant - ich sage nur Duisburg statt L.A. - , beide haben sehr bittere Pillen schlucken müssen. Aber beide haben auch - wie der immer noch Exil Rotterdamer öfter sagte - einfach mit dem gearbeitet, was sie hatten. Und das haben sie großartig gemacht. Das und auch ihr Beitrag zur Bewältigung unseres persönlichen Schicksalsschlags. Das ist etwas, was ich aus diesem Jahr mitnehme. Ich habe es schwer genommen, dass das Jahr der Jungs so anders verlief als geplant und erarbeitet. Das ist etwas, was man als Eltern wirklich nicht will. Beide aber sehen das entspannter als ich, was mich nochmal stolzer macht. So ist es das, was vom Jahr übrig bleibt: Stolz, bittersüße Erinnerungen und die Hoffnung, dass am Ende alles gut wird.
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© siehe ** |
Und damit zu meiner* Statistik des Jahres:
Song des Jahres: Don't look back in anger.
Film des Jahres: Can a song save your life
Serie des Jahres: Afterlife von Ricky Gervais auf Netflix
Buch des Jahres: Buddenbrooks
Satz des Jahres: Es ist wie es ist
der noch vor einem Jahr unvorstellbarste Satz des Jahres: Du musst noch in die Bank?
Vergiss Deine Maske nicht !
schlimmster Satz des Jahres: ..... und dann kam Corona .....
nahende Hilfe des Jahres: Ein Bus ist hinter mir her, die Ankunftszeit ruft an
Aussicht des Jahres: Das Virus kann nicht schwimmen
Wunsch des Jahres: ich will unser Leben zurück
Drama des Jahres: Götterdämmerung
Befehl des Jahres: stop the count
Ich wünsche allen von Herzen einen fried- und hoffnungvollen Jahresausklang.
Stoppt keinen Count, den ich nicht auch stoppen würde.
*meiner = subjektiv so empfundenen Statistik. Mir ist schon klar, dass weder Film noch Song noch Buch aus diesem Jahr sind. Aber es sind eben die, die dies Jahr eine übergeordnete Rolle gespielt haben. Und - die Statistik ist absichtlich erheblich eingekürzt. Denn eigentlich wollen wir ja nur ganz ganz wenig bis gar nichts aus diesem Jahr mitnehmen ins nächste.
** der Schlüsselanhänger ist von der Firma Küstenglück. Selbst gekauft, selbst bezahlt. Wenn Werbung, dann komplett unaufgefordert und ohne Kenntnis der Firma. Aber schön ist er. Auch ganz in echt.
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