Dienstag, 27. August 2013

Der, die , das Mustermann - Begleitlektüre zur BTW 2013


Da ist es ja. Genau das Buch, auf das ich gewartet habe. Keine Ironie! Nur Pointen. Die allerdings im Buch, um das es hier geht. Erika Mustermann von Robert Löhr.  Ein kleiner, feiner Begleitroman zur Bundestagswahl mit Hilfe einer gepflegten Innenansicht aus dem politischen Leben der Piratenpartei. Und weil wir hier nicht bei der Heute-Show sind, ist es nicht die FDP , die zusätzlich ihr Fett wegkriegt, sondern Bündnis 90/die Grünen.

Zunächst lernen wir Friederike kennen. Sie ist eine waschechte Grüne, in der Bundeshauptstadt der Geldvernichtung politisch aktiv, soweit es ihr Leben als alleinerziehende, berufstätige Mutter zulässt. In letzter Zeit ärgert sie sich jedoch zunehmend über die Piratenpartei, die ihren Grünen in der öffentlichen Wahrnehmung das Image der erneuernden Revolutionäre streitig machen. Für sie sind die Piraten nur raubkopierende blasse nerdige Einzelgänger, die sich einen Teufel um die Umwelt scheren, solange nur ihr gelobtes Land, das Internet, frei bleibt. Sie beschließt einen Feldzug gegen die Piraten, geht zu diesem Zweck als Erika Mustermann undercover und schleust sich in die Partei ein. Als erstes Opfer hat sie Volker Plauschenat auserkoren, einen eigentlich harmlosen Abgeordneten. Bloß dumm, dass nicht alles schlecht ist, was orange scheint und als dann auch noch Gefühle ins Spiel kommen, wünscht sie sich, nie an Bord der Piraten gegangen zu sein. 
    
Der Autor Robert Löhr lebt in seiner Geburtsstadt Berlin. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet er auch als Journalist und Drehbuchautor. Für Erika Mustermann ist er tief eingetaucht in das Paralleluniversum der Piratenpartei. Er besuchte Sitzungen, Parteitage und Stammtische und ließ die Ergebnisse seiner Recherchen fiktional in Erka Mustermann einfliessen.  Erika Mustermann beschäftigt sich vordergründig mit den Piraten und den Grünen, den beiden Parteien, von denen immer noch genug erwarten, dass sie das politische System updaten. Das Buch ist aber auch eine überaus gelungene Zustandsbeschreibung des unübersichtlichen Themenkomplexes politisches Leben im orientierungslosen Berlin anhand geschliffener Porträts von Parlamentariern und ihrer Basis.  

Erika Mustermann ist rasant geschrieben, der Autor zögert an keiner Stelle und es wurde - soweit ich es beurteilen kann - ordentlich recherchiert. Löhr beschert dem Leser jede Menge überraschende Wendungen, die manchmal nur aus einem kleinen Wink bestehen, seine Protagonisten sind zwar knapp, aber gut charakterisiert, man kann sie gut vor sich sehen. Eingestreute Tweets und Mails sorgen für den nötigen Schlüssellocheffekt und zeigen so als kleine Nebenwirkung noch das Dickicht und die Fallstricke unserer digitalen Umwelt und die immer noch unterschätzte Macht sozialer Netzwerke. Sogar Freunde von virtuellen und reellen Rollenspielen werden in einigen Sequenzen voll auf ihre Kosten kommen. An diesen Stellen bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, wie leicht das Buch für Leser zu lesen sein wird, die nicht so firm in digitalen Thematik sind. Ich für meinen Teil war zumindest froh, mich in der Twitterwelt recht gut auszukennen. 

Das Buch ist immer wieder für einen lauten Lacher gut, ebenso für ein zustimmendes Nicken oder ein irritiertes Kopfschütteln. Bei aller Ironie, allem Witz bleibt Löhr jedoch durchgehend fair. Es gibt keine Witze auf Kosten real existierender Personen, auch seinen Protagonisten nähert er sich durchaus mit Sympathie. Sein Tempo hält Löhr bis zum Ende durch. Gerade auch für das Finale hat er sich große Mühe gegeben, es macht auch gar nichts, dass er da seiner Phantasie freien Lauf ließ. Das Romanende von Friederike ist noch eher erwartbar und  zwangsläufig. Aber nun gut - Friederike ist als alleinerziehende Mutter konzipiert, da sind der Möglichkeiten nun mal nicht allzu viele. So gesehen bleibt Löhr da konsequent. Während also Friedrikes Entwicklung zum Schluss nicht ganz so überrascht, hat der Autor beim Romanende von Plauschenat alle Register gezogen und sich nicht lumpen lassen.

Plauschenats Romanende ist großartig, phantastisch im Wortsinne und trotzdem im Bereich des Möglichen. Ich habe dieses Ende - welches völlig unerwartet kommt, hat man als Leser doch schon so gut wie abgeschlossen mit der Geschichte - sehr befriedigt zur Kenntnis genommen, mich  großartig amüsiert. Nachgerade filmreif, großes Kino entstand da vor meinem geistigen Auge. A propos großes Kino, ich bin ehrlich davon überzeugt, dass dieser Roman eine feine Vorlage für eine dieser neudeutschen Screwball-Komödien abgeben würde. Herr Florian David Fitz, Herr Justus von Dohnanyi, lesen Sie bitte freundlicherweise dieses Buch, überreden den Herrn Löhr, ein schickes Drehbuch zu stricken, übernehmen selbst die männlichen Hauptrollen und teilen sich die Regie? Gute Idee? Ja? Ja. Bitte. Danke. 

Erika Mustermann 
Robert Löhr 
Piper Verlag 2013 
ISBN 978-3-492-05452-2
270 Seiten 
Cover-Download von piper.de 
         


Kolumbiniade - hoch hinaus trotz Wespenstich

Irgendwie nicht mein Tag heute. Arbeits-Schicht-Tausch scheint mir nicht zu bekommen. Fing schon heute mit den viel zu früh erschienenen Schornsteinfegern an. Kündigen sich an für zwischen elf und eins und stehen um halb zehn auf der Matte. Ich in meinem berüchtigten Burka-Bademantel noch so gerade eben aus der Dusche gesprungen... also ob datt Glück bringt, man weiß et nich. Zumal mich Ostderby auch aufklärte, dass man nur Glück hat, wenn man dem Asche von der linken Schultern streift. Wieder was gelernt.

Ich also bei mir gedacht, nutze den freien Tag. Schwing Dich auf Dein Bike, suche per Luftlinie den Weg zur Halde Hoheward, da wollteste imma schon ma hin. Gut, dass wir das nicht am wildschönen Wochenende gemacht haben. Mir hat es nämlich nicht gefallen. Ganz und gar nicht. Genauso stellt man sich nicht blühende Halden vor und man denkt besser nicht wirklich darüber nach, was die da alles eingebuddelt haben. Ein Monte Schlacko wie aus dem Ruhrpott-Bilderbuch. Brauch man echt nicht. Nur der Ausblick ist schön, hoch isset da schon. Und mega windig. Eigentlich ein idealer Platz zum Drachen-steigen-lassen Und zu allem Überfluss fliegt mich bei dem Wind auch noch ne Wespe an, streift meinen Arm und sticht einmal beherzt zu. Vielen Dank auch. Demnächst geh ich Montags wieder arbeiten. Besser iss das.

Euch als Schmankerl ein Bild vom Blogbild mit Obelisk.



Weitere Bilder finden sich in einem öffentlichen G+ Album: Halde Hoheward