Freitag, 13. Juni 2014

T.G.i.F. - Woche eins nach dem Orkan

Tach auch Liebeleins. Ihr lest das erste TGiF aussem Post-Apocalypse-Pott. Zuerst die gute Nachricht der Woche: Deutschland scheint skandalfrei zu sein derzeit. Dazu später mehr. Zuallererst das Wichtigste: Whisteria Lane und Palais melden weitestgehend schadenfreie Zone. Die von mir sonst so gerne beklagte Hanglage erweist sich bei solchen Unwettern als durchaus brauchbar. Gut, dieses Gebilde hier war mal ein einziger, ganzer, großer Baum und welches Auto genau hier drunter begraben ist, weiß man auch noch nicht so wirklich.
Baum anne Ecke
Aber sonst sind wir mit einem umgekippten Hollywood und dem Schrecken sowie viel Chaos davongekommen. Auch dank des rechtzeitigen Warnrufes der Drachentöters, die den Orkan schon vor uns durchstanden. Nein, wir hatten kein Wetter. Wir hatten Unwetter. Der heilige Geist hatte wohl an Pfingsten wirklich sonst keinen zum Entsenden gefunden und tobte sich aus. Es war kurz vor knapp, dass man unser Revier in ruhrische Seenplatte hätte umtaufen müssen. Und nein, wir hatten keinen Sturm, wir hatten ganz offiziell Orkan. Mit Wirbeln. Währenddessen.
after Orkan
Der Wirbel nachher hielt sich in Grenzen. Wir sind eben Ruhrgebiet. Wohnen wir jetzt halt eben alle im Grünen. Da krempelt man die Ärmel hoch, schließt sich in Gruppen zusammen und räumt auf. (Düsseldorf hat die Bundeswehr zu Hilfe gerufen...... nur mal so. War klar oder? Aber nun, wir hängen eben lieber hier tot übern Zaun als da mit den Gucci-Täschchen zu schlenkern und zuzuschauen, wie Soldaten schweres Gerät auffahren. Tausche Kettensäge gegen Nagelfeile. Nicht.)
Jeden vierten Baum hat es getroffen und vor allem die ganz, ganz großen. Die, die beim Umfallen den halben Strassenbelag oder den halben Park mit sich reißen. Kyrill, dessen Narben auch hier erst langsam heilten, war ein laues Lüftchen dagegen. Mittlerweile geht es hier so halbwegs, jeden Tag ist wieder eine Straße mehr, ein Gleis mehr befahrbar. ein weiteres Auto aus dem Urwald befreit. Es besteht begründete Aussicht, dass unser studierender Wahl-Rheinländer, sein unfreiwilliges Asyl am Wochenende verlassen kann und das Verkehrsnetz nicht nur etwas sein wird, von dem die Alten erzählen, die sich an die Zeit vor dem großen Sturm erinnern können.
Post-Apocalypse-Baum
Ja, es ist sicher durchaus vergleichbar mit der Oder-Flut im vergangenen Jahr. Was mich zu Irritation Nr. 1 und dem angedeuteten skandalfreien Deutschland bringt. WM hat erst gestern angefangen, wie bitte kann es da sein, dass unsere Apokalypse in den Medien so gut wie gar nicht stattfindet? Von nicht existenten Hilfsangeboten ganz zu schweigen? Lässt nur zwei mögliche Schlußfolgerungen zu: Entweder ist es mit dem Ruhrgebiet so wie mit dem berühmten Mohr, der seine Schuldigkeit getan hat oder die Vermutung der wildschönen Freundin trifft zu: Es gibt gerade nichts in Deutschland, was zu vertuschen wäre. Was letztes Jahr vertuscht werden musste, wissen wir ja nun. Da kam die Flut gerade recht. Unser Orkan hier...passt gerade keinem in den Kram. Ganz im Gegenteil: wohl einfach nur lästig. Nicht, dass die blöden Ruhries auch noch nach Hilfsfonds schreien. Tun wir nicht, keine Sorge. Und auch die Bundeswehr darf schön weiter ihre Stuben mit Flatscreens aufhübschen. Aber wartet, bis kein Gas oder Kohle von sonstwo mehr kommt, dann behalten wir unser schwarzes Gold auch erstmal für uns.
Wir kriegen das wie immer ganz alleine hin. Was mich zu Irritation Nr. 2 bringt, zu einigen Vorfällen am Tag eins nach Weltuntergang. Der Ruhrpott war abgeschnitten, die Strassen größtenteils nicht befahrbar und watt macht der Ruhrie? Setzt sich auffet Fahrrad, läuft zu Fuß, schlägt sich durch Schleichwege und schafft et irgendwie auf Maloche. Damit wenigstens eine Notversorgung gewährleistet bleibt. Watt machen etliche Paselacken? Geben den Motzkopp de luxe! Dienstag morgen, 8 Uhr beim Bäcker: Eine einzige tapfere Verkäuferin hat es geschafft, sich durchzuschlagen, es gibt sogar schon das ein oder andere Mehl-Erzeugnis. Was muss sie sich anhören: "Ey, Ische, wasch hier los sein? bring ma Brot ran. Und wieso dauert datt hier so?" Dasselbe Bild bei der Apotheke, beim Rewe, bei uns. Gemopper den ganzen Tach, weil von wegens allet en bißken länger dauert. Wohlgemerkt, die meisten Motzköppe waren keine Ruhrpott-Ureinwohner. Um es ganz klar zu sagen: Ich habe mich darüber sehr geärgert. Und wenn noch einmal so etwas passiert, werden sich wahrscheinlich nicht mehr so viele entschliessen, in Notbesetzung zu öffnen. Bedanken können sich dann all die Netten und Verständnisvollen bei denen, die meinen, ihre Ängste an den Unverzagten auslassen zu müssen. Muttern, hol mich vonne Zeche! Abba flott.
Soweit dazu. Habe fertig mit stürmischer Entrüstung. Ein bißken watt wäre auch außenrum noch passiert und da dies hier eine Chronik des laufenden Alltags ist, also auch nachzutragen. Als da noch gewesen wäre: Sternenklarer Himmel im Zusammenspiel mit Twitter und dort ganz speziell Blogfreund Rimi bescherten uns letzten Freitag eine Sichtung der besonderen Art. Die ISS navigierte genau über unserem Garten und das war ein ebenso unverhoffter wie unbekannter wie großartiger Anblick. Danke dafür nochmal.
Ein 75ster wurde in historischem Gemäuer würdig begangen. Nicht, ohne voher symbolisch die Irrungen und Wirrungen des Lebens abzugehen. Samt ebenfalls symbolischer Erkenntnis: Einfach immer rechts halten klappt sowas von gar nicht. Jedenfalls, die Feier war gelungen. Dafür, dass die Hitze heftig, die Smartphones nur E wie Ende vom Netz anzeigten und die Frösche unfassbar laut waren, kann ja keiner was. Und für diese Fälle gibt es ja guten Rotwein. Immer ein feines Angebot, nicht wahr, Monsieur le Kniefall?
Labyrinth
Des weiteren hatten wir Streik und kaum einer ging hin. Nur die Bronx stand geschlossen. Keine Eier mehr inne Hose, die Leute. Pro-Tipp an dieser Stelle: Es ist die Angst, vor der man Angst hat. Zusammenfassend darf man zu den beschriebenen und auch nicht beschriebenen Ereignissen der Woche wohl sagen: Man meint ja immer, man habe schon alles gesehen im Leben. Das Meiste zweimal. Aber es kommt immer noch eine(r) und etwas, was einen draufsetzt. Da kann uns so ein Freitag, der 13te samt Vollmond heute doch wohl gar nichts. Und überhaupt - das mit der 13 und dem Aberglauben ist doch sowas von widerlegt. Oder habt Ihr schon mal einen getroffen, der aus Schiss vor bösen Geistern sein 13tes Monatsgehalt zurückgegeben hätte? Diese und weitere Erkenntnisse wie immer in Eurer
Statistik:
Satz der Woche: Diese Strasse ist gesperrt.
Frage der Woche: Weiß jemand, ob Strasse X oder Y wieder frei sind?
Zahl der Woche: 4 (Anzahl der Stunden, die man von Recklinghausen nach Essen braucht)
Stoßseufzer der Woche: die Scheiße ändert sich, aber die Fliegen
bleiben die gleichen. (© m.E. aus Stromberg.)
Erkenntnis der Woche: Das WIR entscheidet, das DU bezahlt. (© "liberal" - Magazin)
Ansage der Woche: Oppa hat immer gesagt: mach et, aber lass
dich nicht packen.(©Paul Fauser auf Twitter)
Bedauern der Woche: Mal ehrlich jetzt: Sollte wirklich ein Prinz auf einem Pferd daherkommen, ist doch der erste Gedanke: "Oh. Wieder ein Mittelalterfest"
Trost der Woche: Das Kind im Mann erspart der Frau die Schwangerschaft.
Mahnung der Woche: Bevor Du zu etwas JA sagst, bedenke,
wozu Du damit NEIN sagst. (©nach Oscar Wilde)
Cookie der Woche: Wer früh aufsteht, lebt nicht lang. Das hat eine Studie an 10.000 Würmern ergeben. (auch hier nochmal gute Besserung, mein Bester!)
Allen ein schickes Wochenende.
Durchstreift kein Labyrinth, das ich nicht auch durchstreifen würde.
Wer Tippfehler findet, kann sie behalten. 
Weitere Links auf Nachfrage.
©Bild 2 und 3 mit freundlicher Erlaubnis geklaut beim Engelchen