Sonntag, 3. November 2013

Kolumbiniade - Höhlenforschertour in der Kluterthöhle Ennepetal

Pinke Stiefel an Dildolampen
Da standen wir nun. In unseren (auf) reizenden Gummistiefeln, die Dildo-Taschenlampen um den Hals und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Wir, das waren der Engel aller Kolumbinen, der Drachentöter, die Waldelfe, ihre Cousine - im Folgenden Nesthäkchen genannt,  der Ruhebewahrer und meinereiner, die Kolumbine von Belang. Die Dinge, das war die aufregendste Kolumbiniade von allen und derer, die noch kommen werden. Den Parameter haben wir gestern gesetzt und wir sind sicher, er wird allzeitige Gültigkeit haben: Die Erlebnistour in der Kluterthöhle. 

 Geplant und organsiert hatte diese Kolumbiniade unser Engelchen. Gebucht war eine geführte Abenteuertour durch die Kluterthöhle Ennepetal und unserer harrte der witzigste, netteste, verrückteste Höhlenführer seit Erfindung der Keule, im Folgenden auch 4-Satz-Alex genannt. Die Kluterthöhle liegt im Ennepetal, dort wo das Ruhrgebiet so langsam in das Bergische Land übergeht. Sie ist eine der größten Naturhöhlen Deutschlands und zusätzlich zu normalen Besichtigungen werden Abenteuertouren angeboten, die ihren Namen zu Recht tragen, wie wir nur allzu bald erleben sollten. Dabei geht es abseits erschlossener Wege durch unbeleuchtete Gänge. Mal kriechend, mal kletternd, mal robbend, mal rollend, gerne auch auf dem Allerwertesten rutschend. Teilweise so eng und so schmal, dass es absoluter Zentimeterarbeit bedurfte, da durch zu kommen. In der Höhle herrscht eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit, die Sauerstoffzufuhr ist 3 x so hoch wie draussen. Was das Ganze ungefähr nochmal doppelt so anstrengend machte. 

Rutschpartie - Kluterthöhle Durch die hohle Spalte ... Kluterthöhle

Wir hatten es uns spannend vorgestellt, dass es eine dermaßene Grenzerfahrung werden würde, hätten wir alle nicht gedacht. Noch am Einstieg in die Abenteuertour war ich felsenfest (haha) davon überzeugt, das sei ein Scherz. Nie und nimmer würde ich da rein- und runtersteigen. Tat ich aber doch. Man hat ja einen Ruf zu verlieren. Die Hackordnung in unserer Gruppe war dann schnell ausgemacht. Vorweg natürlich 4-Satz-Alex, dann uns Drachentöter, der sich zwar dank Weight Watchers in der Form des Jahres befand, aber trotzdem als State of the Art - getreu seinem Motto: manche führen, manche folgen - herhalten musste. Danach in wechselnder Reihenfolge die teilnehmenden Damen, zum Schluß der Ruhebewahrer. Der hat  seinen Namen ja schließlich nicht ohne Grund und musste per Dekret de Tara ganz hinten gehen, denn irgendeiner muss ja am Schluss die Ruhe bewahren und im Notfall eingreifen und von hinten schieben können. 

Überraschung - Kluterthöhle Steckengeblieben - Kluterthöhle

Die Konversation in unserer Gruppe muss man sich ungefähr so vorstellen: 
"Hiiiiiiiiiiiiilfe, da pass ich nicht durch" "Quatsch, robb weiter. Der Drachentöter ist schon durch, also passt Du auch". "Ich hab meinen Helm verloren". "ja, super, ganz toll, das auch noch". "Nesthäkchen, bist Du noch da" "Hat jemand meinen Mann gesehen oder gefühlt" "Wer fängt mich auf, Hiiiiiiiilfe, ich rutsche" "Hat jemand eigentlich dem Führer gesacht, dass wir aus dem Internet sind und unsere Rache fürchterlich sein wird?" "Wessen Hintern ist das, den ich da gerade in der Hand habe?" "Das sind meine Brüste" . (Jaha, im Ruhrpott gibt es noch die freie Liebe. Wenn auch nur unter Tage und mit Erlaubnis umständehalber) 

Dazwischen dann das Mantra des Tages, die 4 magischen Sätze von Alex: 

Das schafft Ihr. 
Gleich ist vorbei, dann könnt Ihr wieder aufrecht stehen. 
Das sieht schlimmer aus, als es ist. 
Ich hab noch 'ne Überraschung für Euch. 

Eine der größten Überraschungen für Höhlenführer Alex war dann aber ein Anblick, wie er ihn nie zuvor gesehen hatte. Der Drachentöter, der ihm nach einer besonders schwierigen Passage auf dem Rücken robbend, mit den Füßen voran, so ziemlich alles an Textilien hochgeschoben entgegengerutscht kam. Originalzitat: "Ich hab extra nicht gessagt, dass man sich besser nicht auf den Rücken legt und mit den Füßen voran da rumrutscht. Das denkt man doch nicht, dass es jemand gibt, der auf so eine Idee kommt" Doch. Gibt es. Uns. Die wir eh das meiste abhandelten nach dem Motto "Wo man nichts sieht, ist fühlen auch keine Schande" Wir kannten uns vorher schon gut, dass wir uns jemals so intim mit wirklich allen Sinnen kennen würden, das konnte ja keiner ahnen. Aber schön. 

Kluterthöhle, am Ende aber noch nicht fertig

Ungefähr an dieser Stelle waren wir mit unseren Kräften am Ende, aber leider noch lange nicht mit der Tour. Da half es auch wenig, dass wir einen kurzen Blick in die Therapiehalle werfen durften, denn die Höhle wird auch als Heilstätte für Asthmatiker genutzt. Für uns jedoch war eine Pause nicht vorgesehen. Also weiter im Text. Robbend und schlängelnd. Dabei erwies es sich für mich als äußerst vorteilhaft, hinter der Waldelfe in der Reihe zu sein, denn die war anscheinend in einem früheren Leben Bauchtänzerin gewesen und nachdem sie sich einmal in ihr Schicksal gefügt hatte, schlängelte sie sich dermaßen elegant durch die Gänge, dass ich einfach nur noch ihre Hüftbewegungen nachahmte und den Rest einfach ausblendete. Selbst im legendären Fuchsbau, der härtesten Stelle, die für diese Tour freigegeben war und die 4-Satz-Alex uns selbstredend nicht ersparte. Die uns dann aber mit einem traumhaften Blick auf das glasklare Wasser des Höhlensees belohnte.  

Höhlensee - Kluterthöhle Das Loch, in dem Blog.de verschwand Weg ins Ungewisse - Kluterthöhle Therapiehalle Kluterthöhle

Gut an der Aktion war, dass es an manchen Stellen Alternativen gab. So gab es Stellen, durch die sich nur der Ruhebewahrer und das Engelchen trauten ( und passten)  und der Rest sich durch einen anderen Gang suhlte. Eine der sagenhaften Überraschungen von 4-Satz-Alex war dann zum Schluss eine Passage komplett im Dunkeln nur mit Führungsseil zu bewältigen. Das war dann allerdings die Stelle, an der die Waldelfe und ich streikten und lieber in der Höhlenkirche dumpfer Stille lauschten. Welche dann allerdings jäh durch des Drachentöters Gebrumme, welches von weither durch die Höhle schnarrte, unterbrochen wurde. "Da. Da. Ich sehe Licht am Ende des Tunnels". Was mich zu der Bemerkung  veranlasste "Gehen Sie ruhig weiter. Am Ende der Welt steht ein Spiegel" und die Waldelfe und mich in einen selten dagewesenen hysterischen Lachanfall trieb. Sehr schön auch der Ruhebewahrer: Kaum gab es die Erlaubnis zum Helm absetzen, antwortet er mit einem gepflegten Dong. Kopf meets Felsvorsprung. Auf einem erschlossenen Weg! Zum Glück war der Helm noch auf.     

Engelchen auf Härtetour Kluterthöhle Ennepetal , Fuchsbau

Fazit dieser Kolumbiniade: Absolute Grenzerfahrung. Und darüber hinaus. Absolut empfehlenswert. Die geheime Kraft der Kolumbine ist definitiv aktiviert. (Dennoch bin ich froh, dass einer unserer besten Freunde nicht meinen Überredungskünsten erlegen ist. Wir wären definitiv heute keine Freunde mehr. Ein Albtraum ist nichts dagegen.) 

Unser Anblick nachher: 

Nachher - Abenteuertour Kluterthöhle Der Drachentöter nachher

Aber natürlich wären wir nicht wir, wenn wir uns und dieses Erlebnis nicht anschliessend gebührend belohnt hätten. Erstens waren wir verdient sehr stolz auf uns und unsere Selbstüberwindung und zweitens: Die Assigem vom Parkplatz hatten schließlich einen Ruf zu verteidigen. Traditionell gut ausgestattet wie immer von Mama Engelchen enterten wir ohne einen näheren Blick für die weitere Umgebung die nächstgelegene Treppe und - Stößchen. Inmitten unserer diversen Plastetüten voller lehmiger Klamottage. 

Die Assigen Belohnung Batida de Coco

Und watt war? Wir Helden der Arbeit saßen auf der Treppe eines Jugendzentrums und wurden prompt vertrieben. Unser Abmarsch mit Bierpulle, Cocktail-Tütchen und Plastetüten trieb den Ruhebewahrer zum jetzt schon legendären Stoßseufzer  "Jetzt weiß ich, wie sich die Obdachlosen fühlen müssen" . Obdach fanden wir schließlich beim Amerikaner, nicht ohne dass das Drachentöter Navi seine Peilung so derbe verlor wie wir nicht zu einem einzigen Zeitpunkt in der Höhle. 

Mangelnde Peilung, ständig wechselnde Sauerstoffsättigung und natürlich die Colada de Pina waren es dann auch wohl, die zu einem weiteren hysterischen Lachanfall und dem Fauxpas des Tages führten: Wir wollten "Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg" singen und watt mach ich? Sing das auch und zwar völlig überzeugt auf die Melodie von "Traum von Amsterdam". 
Probiert das mal aus. Geht.  

Und so wird dieser Tag, der 2. November 2013 nicht nur für immer der Tag sein, an dem mir endgültig dämmerte, was ich mit der Erfindung der Kolumbiniade in Gang gesetzt hatte, sondern auch der Tag, an dem ich den Stern von Bethlehem nach Amsterdam verlegte. Möge er auch Euch auf guten kolumbinischen Wegen leiten. 

Weitere Bilder des Tages gibbet wie immer in einem öffentlichen G+Ordner: Kluterthöhle Ennepetal - Abenteuertour, beim Engelchen, der mutigsten Kolumbine ever und dem Drachentöter, dem Mann, der mit dem Kopf durch die Wand wollte.  
Wie immer auch : Klick macht alle Bilder big.