Krise im deutschen Textil-Einzelhandel? Die Deutschen kaufen kaum noch Klamotten im Laden, die Lage sei äußerst kritisch, Rezepte aus der Misere dringend gesucht. Das las ich gestern Abend zufällig in einem Bericht über die Fashion Week und konnte mich eigentlich nur noch auf die Suche nach einem Tisch machen, auf den ich meinen Kopf sinken lassen könnte. Ausgerechnet. So ein Artikel. Ausgerechnet mir. Ausgerechnet nach meinen Erlebnissen letzte Tage.
Rezept gegen die Misere gesucht? Ich hätte da eins: Verkaufen! Wie wäre das? Einfach mal anfangen, zu verkaufen und zu beraten. Meine Erlebnisse reichten von miserabel mißmutig bis gar nicht bedient - mit einer, in Worten EINER! strahlenden Ausnahme. Die meisten wissen, eigentlich begebe ich mich gar nicht in die Hölle bundesdeutscher Klamottage-Verkaufsstätten. Es hat viele Gründe, warum ich nur in Holland meine Klamotten kaufe, einer davon ist auch, dass der Service in Hollands Klamottenläden wesentlich besser und ambitionierter ist.
Nun war ich in den letzten Tagen aus verschiedenen Gründen einmal in Essen und einmal in Frankfurt unterwegs und dachte mir so, das könnte ich ja dann verbinden. Ich brauchte wirklich relativ dringend eine büro-taugliche schwarze Hose, möglichst aus leichtem Stöffken und schmal geschnitten. Passen sollte sie auch, das wäre gut. Hört sich jetzt nicht so eierlegender Wollmilchsau an, findet Ihr auch oder? In Holland wäre das eine Sache von maximal einer halben Stunde gewesen, in Deutschland zog sich diese Expedition über mehrere Tage und reicht sogar für einen veritablen Blogpost.
Erste Station: Essen. Peek und Cloppenburg. Gemeinsam mit einer Kollegin dachte wir nach dem Getriller und Gerassel könnten wir ja mal schnell eben gucken. Die Kollegin wollte gerne eine helle Hose, ich die besagte dunkle. Hosen hatte es genug bei P und C, es mangelte hingegen an Verkäufer(innen). Weit und breit - keine zu sehen. Nicht einmal eine gelangweilte, unwillige. Keine. Nun bin ich relativ klein und keine Grüße 38 Trägerin, meine Kollegin ist relativ groß und ziemlich schlank. Wir irrten hilflos und desorientiert zwischen all den Hosen herum, überlegten hier, theorisierten dort, probierten schließlich jede eine an. Die selbstredend nicht passte. Die Stelle mit dem Hosen-Einkaufs-Diplom, welches man ganz offensichtlich machen muss, um bei P und C eine Hose zu kaufen, hatten wir wohl überlesen. Und irgendwie hatten wir dann auch einfach keine Lust, weiter da rum zu wühlen, keinen Plan zu haben, welche Hose wie sitzen könnte und dann dafür eine Heidenkohle abzudrücken. Wir gingen wieder raus mit dem Gefühl, irgendwie verarscht worden zu sein. Und Lust, es woanders zu probieren, war dann auch vergangen.
Zweite Station: Frankfurt am Main. Galeria Kaufhof, P und C , Hallhuber, Zero - die ganze Rutsche deutschen Klamottenelends habe ich auf der Zeil erkundet. Nur zu den Verkäufer(innen) kann ich nichts sagen. Gar nichts. Denn entweder waren sie wie ihre Essener Kolleg(inn)en unsichtbar oder erkennbar unwillig. Eine ließ sich herab zu einem "Müssen Sie dahinten mal gucken", zwei andere unterhielten sich angelegentlich und reagierten schon bei einer anderen Kundin erkennbar genervt ob deren Ansprache. Mal ganz davon ab, dass ich mich immer frage, ob sich so ein Arbeitstag, der nur aus Rumstehen und Flucht vor "Kunde droht mit Geschäft" besteht, nicht wie Kaugummi zieht - ich brauch sowas nicht. Ich will das nicht. Verarschen kann ich mich alleine. Also - billiger Ausflug auf die Zeil. Viel billiger als gewünscht. Und da wundert man sich über die Krise im deutschen Einzelhandel? Man reiche mir ein Taschentuch. Für meine Lachtränen.
Aber - ich deutete es an: Es gibt Ausnahmen von der Regel. Am nächsten Tag kam der Gatte auf die Idee, man könne ja die Wartezeit auf unsere Freunde mit einer kleinen Stippvisite in einem kleinen Einkaufscenter unweit seines Appartements verbringen. Wir begaben uns also ins Skyline Plaza Frankfurt
und dortselbst ebenfalls zu P und C. Es war zwar "nur" ein kleiner P und C, aber qualitativ Lichtjahre von den großen Geschwistern in Essen und auf der Zeil entfernt. Im positiven Sinn. Das Angebot war ähnlich, aber wesentlich übersichtlicher und logischer präsentiert. Und - es gab erkennbar hilfsbereite und beratungsfähige Verkäufer(innen). Mich bediente in der Hosenabteilung eine wirklich kundige, sehr freundliche und motivierte junge Frau, die sich aufmerksam anhörte, was ich wollte, mir fünf verschiedene Modelle raussuchte, bei der Anprobe in der Nähe blieb und andere Größen anreichte.Mit dem Ergebnis, dass ich binnen 15 Minuten meine Hose hatte. Und sogar noch Lust verspürte, einen Rock anzuprobieren, der mir ins Auge gefallen war und den die nette junge Frau mir holte und mir noch was zu den Qualitätsmerkmalen der diversen Tops erklären ließ, die gerade im Angebot war. Raus ging ich mit Hose, Rock und 3 Tops und einem zufriedenen Gefühl. Geht also. Ist doch gar nicht so schwer. Einfach mal verkaufen. Und dann läuft es auch wieder mit dem Geschäft.
(N.S: .Ja, ich weiß, Ihr wartet auf DEN Bericht rund um das Wochenende in Mainhattans Wirtzhaus. Kommt, kommt. ist in der Mache. Aber erst musste ich meinem Herzen Luft machen... isso. Sorry.
Und das nächste Mal geh ich wieder in Holland shoppen und am allerbesten noch mit der Trixelinchen.... dann gibbet auch nichts zu meckern. )
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Hinweis: Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass der von dir geschriebene Kommentar und die personenbezogenen Daten, die damit verbunden sind (z.B. Username, E-Mailadresse, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.