In eigener Sache vorab: Auch hier in diesem Blog ist das Finale gelaufen.
Weiter geht es auf meiner eigenen Webseite: Britta Langhoff - wenn nicht jetzt, dann vielleicht nie
Hallelujah. Ooom (mani padme hum) Das war sie, die letzte Einstellung mit einem der charmantesten, skrupellosesten, zerrissensten Serienhelden, die das serielle Erzählen uns je beschert hat. So glücklich wie in der letzten Einstellung hat man den schönen Don nie gesehen - und das, obwohl er noch kurz zuvor so tief zerstört am Boden war wie kaum jemals. Nicht einmal, nachdem Megans verrückte Mutter ihm die Bude leer geräumt hatte und mit seinem Blutsbruder Roger durchbrannte. Er durchlebte im Eiltempo eine im Wortsinne kühlschrankkalte Katharsis - die ihm ausgerechnet einer jener "Jemande" , auf die er immer herabgeblickt hatte, bescherte.
Und dieses Lächeln, so tief beseelt. Es bleibt der Phantasie des einzelnen Zuschauers überlassen, dieses Lächeln zu deuten, welcher Art Erleuchtung ihn da gerade überkam. Ich glaube sicher, es ist kein Lächeln höherer Erleuchtung, es ist einfach eine Eingebung. Sein "Ziehkind" Peggy Olsen wird zu ihm durchgedrungen sein mit ihrem gehauchten "CocaCola" und der Verheißung, er könne immer noch willkommen sein - wenn schon seine Tochter und seine Ex-Frau ihm ziemlich unmißverständlich klargemacht haben, dass ihn keiner braucht und keiner vermisst. Eine Eingebung, die ihm und seinem Land ein Stück Kulturgeschichte bescheren wird. Wobei man trefflich darüber streiten könnte, ob einer der erfolgreichsten Werbespots der Welt wirklich ein Stück Kulturgeschichte sind. Aber daran hat Don Draper nie gezweifelt, wenn auch an sonst so ziemlich allem.
Dnn bei allem, was sonst noch an Mad Men, dem nun 92 Folgen langen Epos über die verrückten Männer von der Madison Avenue ( daher eigentlich der Titel, aber verrückt waren sie ja doch alle auch ) lockte - die Detailbesessenheit, die historische Genauigkeit, die genau gezeichneten Charaktere, die selten auserzählten Geschichten, deren Ausgang immer der Phantasie des Zuschauers überlassen blieb - all das, wofür man die Serie lobte, wofür sie Maßstäbe setzte, an denen andere Serien kläglich scheiterten - all das war Mad Men auch. Aber es war auch immer eine Serie, die ihren Charakteren und ihren Zuschauern die Frage stellte "Was wollt Ihr vom Leben" "Was dürft Ihr, damit Ihr mit Eurem Leben glücklich seid"? Die Antwort war oft genug schlicht "alles" und so verrückte die Serie Maßstäbe in Mengen. Als Zuschauer hatte man sich an die Erzählweise der losen Enden gewöhnt, nicht immer fand man es gut.
Schauen wir uns die einzelnen Enden an, die meisten waren doch befriedigend. Allen voran die der beiden Frauenfiguren der Serie. Peggy Olsen wird sich im Haifischbecken der großen Agentur beweisen, der Spirit ihres Besäufnisses mit Roger Sterling möge sie tragen. Die Liebe hat sie auch noch entdeckt, gefunden hatte sie sie ja schon lange. Joan, die seit Ewigkeiten weiblichste, vor Sex und Charme sprühende Serienfigur, bleibt wie sie ist und bekennt sich zudem zu ihrer Business-Frau-Mentalität, einen Mann braucht sie dafür nicht. Auch wenn sie meint, dass zwei Namen klangvoller sind für ihr neu gegründetes Business - dann nimmt sie eben ihre eigenen Namen. Glückauf für Holloway-Harris. Gute Idee.
Roger? Nunja, ich hätte es ja lieber gesehen, er wäre im ewigen AmourFou mit Joan geblieben, aber sein Abgang als römische Statue im Brokatüberwurf des Luxushotel-Betts - war seiner würdig. Gut hingegen gefiel mir das Ende von Bert Cooper. Als tanzender, Jack Kerouac zitierender Untoter, der den ihm im Leben einst Anvertrauten Wahrheiten einflüstert. So genial. Von Megan wissen wir nicht viel, aber seien wir ehrlich - sie passte nie zu Don. Die Chemie passte nicht nicht, möge sie einen reichen Mann finden und gut iss. A propos reicher Mann. Das Ende der Srienfigur Pete Campbell - hahahaha. So gut, so unfassbar gut. Die Figur, die als sich um Sympathien bemühender Unsympath geschrieben wurde und die die wenigsten Zuschauer gemocht haben, sie bekommt das glamouröseste Ende. So typisch Mad Men. Provokant mal eben die Wahrheit raus hauend. Seht her, der reiche weiße arrogante Mann - er wird siegen. Aber gut - er macht wenigstens was draus und versöhnt sich mit Frau und Tochter. Ich konnte nicht umhin, es ihm zu gönnen. Selbst die Sekretärinnen bekamen ihren Abschieds-Handschlag, der gebeutelte Ken wird es richten (müssen)..
Und Dons Familie? Nachdrücklich in Erinnerung bleiben wird die Figur der Sally, von ihrer Darstellerin, der 16 jahre jungen Kiernan Shipka wird sicher noch einiges zu sehen sein. Bettys letzte Einstellung - so typisch für sie. Aber sie trägt wie immer alles mit Würde und in Schönheit. Ihre Tochter und sie haben sich miteinander ausgesöhnt, einen Weg gefunden. Ihr letztes Telefonat mit Don - bittersüß wie vieles in ihrer Geschichte.
Und Don? Zu seinem Ende ist eingangs bereits fast alles gesagt. Interpretieren wir es so: Don Draper hatte die Idee für den Love-And Peace-for-everyone-Coca-Cola Werbespot und er wird wieder das tun, was er immer am liebsten tat. Ganz einfach. Sein Selbstfindungstrip wird ihm dazu gedient haben, dass seine von ihm selbst erfundene Identität doch eine gute ist und er das liebt, was er damit tut.
Auch wenn Mad Men wohl eher nicht die Serie ist, die man zweimal guckt, danke für 92 stunden beste fesselnde Unterhaltung. Ich habe gerne die 60er und zum Schluß auch die frühen Siebziger mit Euch durchlebt. Damals war ich ja noch zu klein dafür.
Aber Frau vom B, ich muß doch bitten. Ich sehe mir das alles ganz gewiß nochmal an, schon wegen der unglaublichen Liebe zum Detail in jedem Detail. Um der Zeiten willen, in denen man noch alles glaubte, was man sich einredete. Da wurden so viele Erinnerungen wach, ganz großes Hach.
AntwortenLöschenHabe das bisher noch nicht gesehen, aber 92 Stunden sind doch recht heftig...
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