Montag, 5. Oktober 2015

Zeitungssterben? Wieso nur?

Ja, warum nur?

Wagen wir einen Blick in die dieswöchige Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ( der einzigen Zeitung, deren Abo wir noch halten )

Zeitung auf.
Lese-Motivation an

- im Feuilleton eine Fernsehkritik zum literarischen Quartett. Nicht genug, dass man sich das besser verkniffen hätte, wenn ein Kolumnist eben jener Gazette sich in der Sendung produziert. Nein, man lässt diese Kritik auch noch von Ilija Trojanow schreiben, dessen Buch in der Sendung vorgestellt wurde und zwar von dessen guter Freundin Juli Zeh. (Gut, dass auch neutrale Beobachter eine Kritik dazu schrieben, aber dies nur am Rande )

- im Gesellschaftsteil, der mittlerweile den globalgalaktischen Titel "Leben" trägt, bekommt eine unbekannte Witwe fast zwei Doppelseiten, um ihr Selbstmitleid episch auszubreiten. Wen interessiert das außer der Dame selbst? Und der Verfasserin des Artikels, die diesen wahrscheinlich für ein literarisches Kleinod hält.

- Im Hauptteil finden wir eine ganzseitige Anzeige von VW. Auch dort ergeht man sich in Selbstmitleid. "Eigentlich" habe man ja die Einheit feiern wollen, "eigentlich" sich bei den Kunden bedanken wollen etc. "eigentlich" pp. blabläblubb, aber nun könne man ja nur noch versprechen, alles zu tun, um Vertrauen zurückzugewinnen, jammer heul schluchz. Liebe nicht näher benannte Werbeagentur, die Du diese Anzeige verbrochen hast: In jedem Management-Grundkurs lernt man folgenden Merksatz: Das Wort "eigentlich" gibt es eigentlich nicht. Aber wie so oft : Der Fehler liegt eben im eigentlich.

- Hauptteil, Seite eins, Artikel über VW, untere Spalte. Ich zitiere: "Im VW-Skandal um gefährliche Abgaswerte sind weit mehr VW-Manager verstrickt, als die Konzernspitze zunächst zugeben wollte". Verdammt noch eins! Ich zahl doch nicht jede Woche drei Öcken achtzig, um mir direkt auf der Hauptseite einen derart dicken Grammatikfehler reinzutun. Verdammt noch eins! Das ist die FAS! Hätten sie wenigstens geschrieben "In VW seinem Skandal", dann hätten sie sich auf Dialekt statt Fehler rausreden können. Geht nicht, geht gar nicht.

Zeitung zu.
Motivation tot.

6 Kommentare:

  1. Die Artikel werden nicht wie früher redigiert, das Geld spart man sich.
    Ich behalte die Augsburger Allgemeine auch nur, damit ich mich schon früh morgens ärgern kann. ;-)

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  2. Diesen Eindruck kann man bekommen, ja.

    Aber wenn die wirklich nicht mehr redigieren - wieso wundern sie sich dann, wenn ihre Leser immer weniger werden?

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  3. Es ist so, weiß ich von einem Bekannten, der Journalist ist.
    Die Leute werden halt immer dümmer, da fällt das nicht auf. Ausnahmen wie wir fallen da kaum ins Gewicht. ;)

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    1. Schon traurig. Das Wort Vorbildfunktion scheint auch nicht mehr so wirklich bekannt zu sein....

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  4. Bei uns gibt es auch nur einen Monopolisten für die Tageszeitung. Da hab ich mich schon oft genug über epische Artikel über spannendste Themen geärgert, die noch dazu voller Fehler steckten. Gestern kam eine Umfrage zur Qualität. Erste Frage: Würden Sie diese Zeitung weiterempfehlen? Von 1 bis 10. Zweite Frage: Wie begründen Sie Ihre Antwort? Dritte Frage: Wie alt sind Sie? Ich wüsste gerne, was sie mit "nein" und der Angabe "weil diese Zeitung alternativlos ist" anfangen. Aber ohne bekommt man hier tatsächlich nix mehr von lokalen "Ereignissen" oder kulturellen Veranstaltungen mit.

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    1. Bei uns gab es eigentlich noch zwei. Aber s.o. Fehler liegt im eigentlich. Die eine Tageszeitung, welche auch noch überregional agiert, hat ihre Lokalredaktion hier geschlossen und kauft nun die Inhalte der anderen Zeitung... womit beide deckungsgleich sind. Ohne Worte.

      Aber immerhin - wir sind ja hier zum Glück im Ruhrgebiet und haben jede Menge Blogs, die über Veranstaltungen, Kultur etc.informieren.

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