Donnerstag, 11. September 2014

Der Algorithmus rockt

Nicht. DAS Schreckgespenst unserer Tage. Allüberall ist er an allem schuld, wird er an allem schuld sein, ist er an allem schuld gewewen. Der Algorithmus in diesem Neuland. Ist das so? Oder ist es nicht doch eher ein kleines Ferkelchen statt einer ausgewachsenen Sau, die da durchs Dorf getrieben wird? Nun bin ich ja erstens viel zu busy und eilig, um groß auf Werbung zu achten, aber in den letzten Tagen habe ich das mal getan. Der Wissenschaft zuliebe sozusagen.

Kann der also was, dieser Algorithmus? Errät er meine intimsten Wünsche? Beeinflusst er mein Kaufverhalten? Meine klare Antwort: Nein. Mag sein, dass ich zu kryptisch für einen Algorithmus bin, mein Eindruck ist jedenfalls: Der kann gar nichts. Nicht mal dann, wenn man ihn gebrauchen könnte.

Beispiel 1 : Ich schreibe öfter Emails an Empfänger mit der Endung bank.com . Gut, dass Google da jetzt nicht messerscharf schließt, dass diese Emails rein privater Natur sein könnten, beruhigt mich ja sogar noch. Aber das Einzige, was Google dazu einfällt ist, mir Werbung für Kredite ohne Schufa anzubieten. Auf z.B. die Idee, dass ich vielleicht eine Maklerin bin, kommt der Algorithmus nicht.

Beispiel 2: Ich buche online ein Ferienhaus in Dänemark. Das Einzige, was Google dazu einfällt ist, mir weitere Werbung für weitere Ferienhaus-Anbieter draufzuschalten. Sogar noch, als wir längst in Dänemark weilen. Bringt es ungemein, wenn man schon gebucht hat. Auf die Idee, mir z.B. Werbung für Reiseführer anzubieten, kommt der Algorithmus nicht.

Beispiel 3 : Selbst wenn man es dankend annehmen würde, der Algorithmus versagt. So ignoriert Amzonien die Steilvorlage meiner letztjährigen Vorbestellung von Downton Abbey Staffel 3. Ich war mir völlig sicher, wenn Staffel 4 rauskommt, werden die mich schon informieren. Aber - hasse Dir gedacht. Tägliche Werbemails aus Amzonien beinhalten heute z.B. Schuh-Schnäppchen. Wann hab ich jemals Schuhe über das Internet bestellt, geschweige denn bei Amazon? Und unter Musik-Schnäppchen offeriert man mir, mir! die Top 200 des Oktoberfestes. Danke für Nichts. Dass Staffel Vier von Downton Abbey raus ist, für diese Information bleibt der Gatte zuständig. Desgleichen erlebte übrigens der Student mit dem Nicht-Hinweis auf eine neue Staffel Boardwalk Empire, ebenfalls trotz letztjähriger Vorbestellung.

Ergo: Was ziehe ich daraus für Schlüsse? Hingucken lohnt nicht. Zumindest nicht auf Werbeangebote aus dem ach so gefürchteten Algorithmus.