Sonntag, 25. August 2013

Sommerlektüre - kleiner Rundumschlag mit erwartbarem Fazit

Sommerzeit - Lesezeit. Heisst in meinem Fall noch mehr Lesezeit als sonst. Die Zeit der Hitze konnte man  nirgendwo besser verbringen als auf Hollywood, sich sanft zum Buche wiegend. Und im Urlaub gehört es von vornherein zu den schönsten Momenten, sich - das Brausen der Nordsee im Ohr - beim Nichtstun von guter Lektüre begleiten zu lassen.

Sehr unterschiedlich - und leider nicht durchweg gut - war sie, meine diesjährige Sommerlektüre. Drei ausführliche Rezensionen wird es geben, die erste ist bereits Überlebensgroß in der Literaturzeitschrift publiziert. Ansonsten war viel Enttäuschendes dabei und ich werde auch keinem weiteren Buch eine ausführliche Besprechung angedeihen lassen. Diese Mühe - und ich gebe mir dabei immer viel Mühe - sind sie mir persönlich einfach nicht wert.

Zwei  sogenannte Erfolgstitel, Überraschungserfolge auch noch, hatte ich mir mitgenommen. Hatte ich geschenkt bekommen und mir auch für den Urlaub aufbewahrt. So ein bißchen belletristische Entspannung kann ja zwischendurch nicht schaden. Von wegen. Erholung geht anders, als wenn man beim Lesen dauernd die imaginäre Peitsche schwingen muss. Da hätte ich besser das anspruchsvolle Bonita Avenue ein zweites Mal lesen können.

Zum einen las ich das umjubelte, euphorisch allerorten besprochene Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes. Ich kann gar nicht alle aufzählen, die mir das Buch hymnisch ans Herz gelegt hatten. Rotz und Wasser hätten sie alle geheult, also nee, sowas von zu Herzen gehend und so traurig und ach, aber doch auch so schön. Ähä. Ich hab auch Rotz und Wasser geheult. Darüber, dass so ein Buch es tatsächlich schafft, an die Spitze zu gelangen und dann noch alle zu ergreifen. Also Subjekt, Prädikat, Objekt und gelegentlich ein Adjektiv aneinanderzureihen, das kann ich auch. Und dann also bitte - wie kann man sich von so einer Thematik einfach so anrühren lassen? Hä? Wäre da nicht wenigstens ein bißchen, ein klitzekleines bißchen Reflexion angeraten? Also bitte, Leute! Dieses ganze halbe Jahr,  das ist doch nichts anderes als ziemlich beste Freunde reloaded. Diesmal direkt zur Liebesgeschichte umgestrickt und damit der Rotz so richtig fließt, mit ohne Happy End obendrauf. Oder - war es vielleicht doch ein Happy End? Immerhin - sie hat geerbt und kann es sich jetzt leisten, Parfums direkt in Paris zu kaufen. Egal, das Ende ist bedenklich. Um nicht zu sagen, der ganze Umgang mit dem Thema begleitete Sterbehilfe/ Dignitas. So geht das auf jeden Fall nicht, das ist respektlos. Und nur so by the way: Das man einem Tetraplegtiker Paracetamol nicht einfach so als nettes Breichen füttert, das weiß sogar ich.

Zweite Enttäuschung: der in Blogs als Perle, als Insidertipp etc. hochgejazzte Email Roman Warte auf mich.von Philip Andersen und Miriam Bach (Pseudonyme)  Ich hab auch gewartet. Darauf, dass dieses Buch die Kindergartenebene verlässt und der Funke überspringt oder mich überhaupt etwas an diesem Buch anspricht. Das Beste, was ich darüber sagen kann, ist, dass die Autoren sich wenigstens noch ein vernünftiges Lied als dauerzitierten Soundtrack ausgesucht haben. Mit Still von Jupiter Jones kann man als gelesenen Ohrwurm leben. Ansonsten interessiert es mich einen Feuchten, wer denn jetzt dahinter steckt und ob was Wahres dran ist. Das will ich gar nicht wissen, wer sich auch in echt in solcher Kindergartensprache antörnt.

Dann hatte ich noch diverseste E-books von Self-Publishern geladen und habe fast ausnahmslos alle nach 20 % in hohem Bogen wieder vom Kindle geschmissen. Dazu heute nur soviel: An und für sich lese ich aus Prinzip alle Bücher zu Ende, die ich angefangen habe. Aber Prinzipientreue hat auch ein Ende. Ich lese keine Bücher, in denen mir die Grammatikscheu nur so entgegenspringt oder die Rechtschreibung aussieht, als wäre eine Buchstabensuppe explodiert. Das ist einfach eine Mißachtung des Lesers und damit Punkt. Da braucht sich auch keiner wundern, warum Rezensenten so wenig self gepublishte Bücher rezensieren. Das einzige Kindle-Buch, welches Gnade vor meinen Augen gefunden hat, war Himbeersommer von Anja Saskia Beyer.  Da stand Unterhaltung drauf, da war Unterhaltung drin. Es war witzig, es war aus dem Leben gegriffen, es war ordentlich lektoriert. Geht doch. Mehr will man manchmal gar nicht als Leser.

Ganz ehrlich: Spätestens nach den beiden "Erfolgstiteln" war ich in Endzeitstimmung. Da traf es sich ausgezeichnet, dass unser Engelchen mir drei Bücher ausgeliehen hatte, von denen zwei veritable  Endzeitszenarien zeichneten:
Erstaunliche Entdeckung: Domian kann nicht nur reden, er kann auch schreiben. Und zwar richtig gut. Jürgen Domian: Der Tag, an dem die Sonne verschwand. / Endzeitroman
Thriller um gleich zwei unerwiderte Lieben Martine Kamphuis : Schön, dass Du tot bist und
mein persönliches Highlight unter diesen drei Büchern:
ein sehr nahe gehender Endzeitroman  Susan Beth Pfeffer: Die Welt, wie wir sie kannten.  Dazu gibt es auch noch Teil zwei und drei, ich kann es kaum erwarten.

Zur erheiternden Begleitung auf der Rückfahrt diente dann der Depptop von Lucy Kellaway - ein Buch, welches mir der verehrte Herr Spieler verehrt hatte. Kleine Satire aus dem Büroalltag. Sehr schräg, sehr krass, sehr witzig. Konnte man gut drüber lachen, wenn einem auch ab und an das Lachen im Halse steckenblieb. Denn die Autorin gab sich zwar alle Mühe, zu überzeichnen, aber vieles von dem ist wohl gelebte Wirklichkeit in großen Unternehmen. Einige Sprüche daraus haben durchaus Kultstatus, so der Standard-Abschiedsgruß, den eine leitende Mitarbeiterin unter ihre Emails zu setzen pflegt und mit dem ich heute ende.

Fazit: Ich weiß es ja eigentlich, aber ich falle immer wieder darauf rein. Bestsellerlisten sind für mich kein guter Orientierungspunkt. Empfehlungen von ehrlichen Buchbloggern und Freunden bringen da wesentlich mehr. Nicht ohne Grund versuche ich auch, in meinen Rezensionen Bücher zu besprechen, die nicht so schnell in aller Munde sind. Ich für meinen Teil freue mich jederzeit über weitere Buchtipps und empfehle mich mit einem :

Ich lächel Sie an.