Dienstag, 13. November 2012

Lost - Gedanken zur Serie und zum Finale , Teil 3


Die letzte Szene: Viele Lost Fans prophezeiten sie genauso seit längerem und ich habe diese Meinung sehr schnell übernommen. Nur den Weg, wie sie dahin kommen wollen, den hat kaum einer erraten. An die "sixth sense" Lösung habe ich bis zum Schluss nicht geglaubt und so herum gedreht schon mal überhaupt nicht. Befürchtet hatte ich sie allerdings zwischenzeitlich für die Insel-Timeline, nach Juliets und Sawyers Re-Union in den Flash-Sideways. Als Juliet sagte "It works" und mir klar wurde, diese zwei Worte, in die soviele soviel hineininterpretiert hatten; sie waren eine Konstante und galten nur einem profanen Schokoriegel.

Ich war mit dem Ende sehr zufrieden und bin es bis jetzt. Erst recht, nachdem ich einen ersten Re-Run auf deutsch hatte. "Rückwärts" geschaut wurde gut klar, wie oft die Macher bereits vor dem Finale die Auflösung gaben und wie geschickt sie alles zusammenfügten.
Eigentlich halte ich es ja mit Miles "I don't believe in anything but tape", aber dieses Ende ist für mich jetzt ein Ende, an das ich glauben könnte. Ein Ende, das mich noch mehr um meine Konstante trauern läßt.

Ich persönlich weiß gar nicht, wieso sich soviele Fans jetzt aufregen. Was haben die denn die ganze Zeit für eine Serie geguckt? Es ging immer um Metaphysik, um Religion, um den Zwiespalt zwischen Wissenschaft und Glaube. Man of faith, Man of science. Das war doch von Anfang an deutlich. Dazu die Namen: Faraday. Hawking. Hume. John Locke versus Jeremy Bentham. Lost war nie eine Serie, die für Leute gedacht war, deren Halbbildung bei Austen und Sawyer aufhört. Für die ganz Begriffsstutzigen immer auch ein ironischer Seitenhieb als Wink mit dem Zaunpfahl. Zuletzt im Finale. Kate: His Name was Christian Shepherd? Really? Wie geil. Selbst die Zahlen lassen sich mit simplen Hilfsmitteln erklären. Wie wäre es mal mit einer der vier Grundrechenarten? Die Schlussszene in der Kirche auch bei weitem keine rein christliche Auflösung. Ich will gar nicht wissen, wieviele Zuschauer die Symbole sämtlicher Weltreligionen übersehen haben. Es kann im übrigen auch gar keine rein katholische Auflösung sein, dies mal nur so nebenbei. Katholigische Religion ist eine Randgruppen-Phänomen in Amerika. Das für alle, die jetzt über die Parallelen zum Christentum mosern.

Wenn überhaupt etwas die Serie im Nachhinein runterzieht, dann das Gemoser in den Foren. Natürlich war vieles aus den 122 Folgen nicht relvant für die Auflösung. Was bitte habt Ihr erwartet? Das ist nicht mal in der Bibel so. Daziwschen war Disneyland, ein Themenpark zwischen Swan Station, Dharmaville, Statue und Tempel. Flashbacks, Flashsideways, Flash Forwards, bewährte und doch neu eingesetzte Stilmittel. Allen, die jetzt schreien, wegen zu vieler loser Handlungsfäden, sei gesagt, es war eine Fernsehserie, eine die auf höchstem Niveau unterhalten hat. Alle, die jetzt nach Offenbarung suchen, haben nicht verstanden, worin die Offenbarung bestand. Lost war eine Revolution im Unterhaltungsfernsehen, eine Revolution, für die der Großteil des Publikums noch nicht reif war. Eine Serie, die ihre Zuschauer zum Nachdenken anregte, zu unzähligen Diskussionen im Internet, die ihn mitnahm ins Nachdenken über die unzähligen Fragen nach dem Ist, dem Sein, dem Tod, dem Leben.

Was die Insel am Ende war? Mythischer Ort, Monströsität der Natur, Symbol der Liebe, eine Art Fegefeuer? Es spielt keine Rolle, dass das Finale darauf keine Antwort gibt. Lost war immer dann am besten, wenn es Fragen nur stellte und das Nachdenken über die Antworten dem Zuschauer überließ. Das Nachdenken über die im Finale gegebenen hat gerade erst begonnen.

Das letzte Wort gebührt Damon Lindelof:
Remember. Let go. Move on.
I will miss it more than I can ever say.
(getwittert Mitternacht nach dem Finale )

Dem ist aus meiner Sicht nichts mehr hinzuzufügen.
Außer vielleicht:
See you in another life.
Namaste!
Nirwana des hellen Lichts