Beendet diese Farce.
Die Menschen hier waren skeptisch. Sie hatten ein ungutes Gefühl.
Dann haben sie sich darauf eingelassen. Beispiel Schachtzeichen. Erst war Unbehagen. Das Gefühl von Feiern auf der Titanic. Dann hat es uns gefallen, weil wir so der nachfolgenden
Generation noch etwas vermitteln konnten. Es war vorbei und zurück kam
das Unbehagen. Dennoch, die Menschen hier: Sie haben mitgemacht. Sie
haben tage- und nächtelang mit gelben Ballons verbracht, sie haben
revierweit gesungen, sie haben den Kulturkanal aus der Taufe gehoben, sie haben eine Autobahn belebt, sie haben sogar Eisberge im Baldeneysee bewundert - ohne zu fragen:
Ist das Kunst oder kann das wech?
Dann haben sie gesehen, was in Duisburg passierte. Dieser Schatten wird für immer über der Ruhr2010 liegen. Duisburg wird sich niemals wieder von dieser Tragödie erholen. Das hat Duisburg nicht verdient. Und das ganze Ruhrgebiet mit Duisburg nicht.
Ausgerechnet im Kulturhauptstadtjahr pilgerten viele
langjährige treue Fans erstmals nicht zu den Ruhrfestspielen und
überließen "ihr" Festival denen, die sich damit schmückten. Die
RuhrTriennale, seit gestern ist sie eine Hommage, ein Hort der Trauer. Der Tag,
an dem sein "SMASH" dort hätte Premiere hätte feiern sollen, an diesem
Tag ging einer unserer Großen, Christoph Schlingensief, in den Himmel,
in den er nicht wollte. An diesem Tag, der sein Todestag werden sollte, mussten die Menschen in der Region morgens in der WAZ lesen, das Bernd Schindowski sich vom Musiktheater im Revier verabschiedet. Ob es an der Million gelegen hat, die er einsparen sollte, musste? Man weiß es nicht. Trotzdem: Dies ausgerechnet im Kulturhauptstadtjahr ein toller Dank an Schindowski, der für Strahlkraft weit über die Grenzen des Reviers hinaus gesorgt hat.
Viele hier sind es leid. Wir können unsere Ruhrfestspiele, unsere
Triennale, unser Bochum Total auch ohne übergestülptes Etikett. Wir
bevölkern unsere Theater, Opern- und Schauspielhäuser
seit Jahrzehnten begeisterungsfähig und neugierig im besten Sinne.
Gäste nehmen wir mit offenen Armen auf. Aber hört auf, diese gewachsene
Kulturlandschaft als Selbstbeweihräucherungszeremonie zu mißbrauchen.
Macht Schluss mit der Kulturhauptstadt. Beendet diese Farce jetzt.
Aus Respekt vor den Opfern der LoveParade. Aus Respekt vor Christoph Schlingensief.
Nehmt das Geld, welches für die restlichen Leuchturmprojekte noch schläft. Gebt es den Angehörigen der Loveparade Opfer, gebt es dem Schlingensief-Projekt in Burkina Faso und lasst uns hier sein. Einfach sein.
Sonntag, 22. August 2010
Mittwoch, 4. August 2010
Viva la vida
Doch - ganz sicher. Ich könnte jetzt auf hohem Niveau jammern, dass zwei Wochen doch viel zu kurz seien und dass ich erst in den letzten Tagen ein bißchen zur Ruhe gekommen bin und dass es von den zwei Wochen auch noch einige Tage geregnet hat und überhaupt und sowieso. Tu ich aber nicht. Rumjammern ist ja bekanntlich nicht mein Ding und hohes Niveau schon mal gar nicht......
Dankbarer Rückblick also auf vierzehn Tage "Oh, welch eine Familien-Idylle".
Von Idylle allerdings auf der Hinfahrt noch nicht allzu viel zu spüren. War sie doch vielmehr überschattet von Ungewißheit: naht das Ende aller Kolumnen? Jan Weiler nicht mehr im Stern, mindestens ebenso tragisch: sollte ich mein SonntagsFrühstück wirklich nicht mehr mit Herzblatt-Geschichten in der Frankfurter versüßen können? Vom Lesen im Auto wird einem eben nur schlecht, weiß man doch. Aber - chill!, wie die Jungs zu sagen pflegen. Jan Weiler haben wir wiedergefunden und auch datt mit de Herzblatt Geschichten war ein Sturm im Wasserglas, wie heute zur Erleichterung aller publiziert. (Dabei hatte ich mich schon so gefreut. Dachte, wenn die nicht mehr wollen, schreib ich die eben selber. Gibt mir einen prima Vorwand, um all die schönen bunten Blättchen ohne schlechtes Gewissen lesen und auf Wunderbarste ablästern zu dürfen..
Macht bestimmt mindestens genau soviel Spaß wie diese zu lesen.)
Ebenfalls nicht zur Gemütsberuhigung trug einmal mehr Tank und Rast bei. Falls es sich jemand noch nicht gedacht haben sollte: Nordsee als Autobahnrestaurant geht sowas von gar nicht! Zur Grundausbildung gehört dort auf jeden Fall nicht, Kartoffelsalat von Bratkartoffeln unterscheiden zu können und 24 Stunden Service bedeutet auch nicht, dass man sich herablässt, Bestelltes neu zu fabrizieren. Aus ist aus. Gegessen wird, watt noch da ist. Und sei et noch so plempig und oll. Dafür haben sie eine Chefin, die miesen Service zu Kaviarpreisen notfalls auch mit rotzigsten Antworten verteidigt. Nordsee ist Mordsee, zumindest an der A3. Nie wieder. Und Ihr auch nicht, klar?
Dies ist ein offizieller Boykottaufruf !
Der Enttäuschungen nicht genug : hinter der Grenze keine Begrüßungs-SMS'chen
mehr seitens der übernehmenden schweizerischen Mobilfunk-Anbieter. Nicht für
einen von uns! Geht's noch? Ham wa bestimmt auch der Cavallerie
von Herrn Steinbrück zu verdanken, wetten?
Aber dann - Autobahnabfahrt Bellinzona. Das Blatt wendet sich.
In memoriam des letzten Urlaubs dürfen Coldplay trommeln (in dem Zusammenhang: ich erneuere meine Mahnung! Lied des Jahres! Halloho! Schon wieder ein Monat rum!),
der erste Blick auf den großen See, die erste Zigarette, der erste Kaffee im Feriendomizil - alles wird gut. Zur Begrüßung das Feuerwerk zum Nationalfeiertag - wir sind angekommen. Bereit für Abenteuer zu Wasser und zu Lande.
Serious injuries sind nicht zu vermelden, doch nur einer der Männer hat es schliesslich geschafft, ein paar Wellen auf dem Board zu reiten. Die anderen sind eben klassische Skifahrer, kann man nix machen. Dafür News in den Bergen. Unser Ort der Sehnsucht - Bignasco ist das neue Goa. Die Magie des Ortes - sie gehört uns wohl nicht länger allein. Hare Krishna, hare hare.
Nach Ruhe und Einsamkeit dürstend machten wir uns schliesslich auf, den Schluss vom Ende der Welt zu suchen - und zu finden. Was noch? Auf der stillen Treppe war es niemals wirklich still, war ja auch eher eine schwankende Leiter. Mit Sonne ist jedes Jahr weniger zu spaßen, da helfen auch die hingebungsvollsten Bemühungen der Thermalwasserfee wenig. Noble Immobilien verkaufen sich nicht besser, wenn der Dativ dem Genetiv sein bester Freund wird und auch Begegnungen mit holländischen Dreikäsehochs machen Irritationen über einheimische Befindlichkeiten nicht besser.
Dafür lernten die jungen Herren, dass Supertramp nichts mit Donald Trump zu tun hat und deren "Breakfast in Amerika" the one and only original ist und
nicht schon wieder eine neue Cover Version.
Nachdem am letzten Abend zu allem Überfluss der Begriff "Herrengedeck" noch eine völlig neue Definition erfahren musste, der Rückkehrstau am Gotthard ein weiteres Mal erlitten wurde, wenden wir uns nun den Dingen zu, die unserer in dieser Woche harren: Das Klassenlehrer Roulette dreht sich neu und die angefutterten Urlaubs-Kilos müssen runter bis zum gesellschaftlichen Höhepunkt des Jahres.
Ich sach nur: Kleid und Hochzeit.....
Dienstag, 3. August 2010
Ascona im Sommer
( aus der angekündigten Mini-Serie Memoiren -
was vom Sommer noch so übrigblieb. Erinnerungen, die festzuhalten sind,
bevor wir uns ganz dem Altweiber-Sommer, sprich Brittanien 2010
hingeben..... )
Fast alles fand bereits Erwähnung in den T.G.i.F.'s aus dieser Zeit. Dennoch, bevor weiter rumgemosert wird, hier also ,was der Vollständigkeit halber noch nachzutragen bleibt: Mein Kind hat mich standhaft und mutig gerettet. Vor einer Fledermaus. Im Wohnzimmer. Bild des Urlaubs, für immer vor meinem geistigen Auge: Die unwiderstehliche Kombination von pinken Hüten und Fleischmesser.
"Unser" Wasserfall ist und bleibt der schönste ever.
Noch nie hatten wir so lange und so viel schönes Wetter.
Menschen ändern sich und auch und gerade, wenn man in einer so malerischen Umgebung lebt, macht manch einer gerade eine sehr ungute, sehr unbunte Veränderung durch. Manchmal sollte man einen Therapeuten auch wechseln. Wenn man nicht besser gleich zu einem Pfarrer geht.
Mein schon vor drei Jahren geschriebener Beitrag hat unverändert Gültigkeit:
Tempi Passati.
Es gibt dort immer noch zuviele Orte, Restaurants, Geschäfte von Leuten, die es eben einfach nicht nötig haben. Ich benenne hier ausdrücklich das Centrale in Losone, bei Qype ausführlich nachzulesen. Kein Service ist kein schlechter Service, kein Service ist eben einfach kein Service. Und ich benenne das neue Restaurant im Porto Patriziale. Leute, das ist ein Yachtclub. Mit Betonung auf Club. Für die Leute, die dort ihr Boot liegen haben. Kein Wunder, dass Eure Terrasse immer so schön leer ist. ICH und viele andere haben es aber wiederum nicht nötig, sich von oben herab behandeln zu lassen. Frei nach dem Motto: Seid froh, dass Ihr sein dürft und die gleiche Luft wie wir atmen dürft. Das ist und bleibt das große Problem derer, die es nämlich sehr wohl nötig haben. Und deswegen wird Ascona nie mehr der Treffpunkt Europas werden. Guckt ins Seven, wie schick leer es dort immer war. Schaut auf die Piazza: Immer voll, aber es wird von Jahr zu Jahr leichter, dort einen Platz zu finden. Beredter kann ein Zeugnis nicht sein. Und - es ist zu teuer. Für alle die, die von Tante Google hierher geschickt werden und nach Tipps suchen: Nach all den Jahren , die wir schon da hinfahren; doch es gibt auch ehrliche und gute Locations.
Ich empfehle hiermit: Das Nostrana an der Piazza in Ascona. Das Broggini in Losone.
Das Castagnetto in Ponte Brolla. Und wenn Ihr Sterne Küche wollt, dann geht zum Enzo in Ponte Brolla. Fertig.
Neu in Ascona und vielversprechend: Da Gina an der Via Locarno. Könnte das Restaurant werden, was Ascona gefehlt hat.
Ich werde weiter berichten. Die Hoffnung bleibt, dass Ascona einmal wieder das Paradies wird, welches es einmal war und für das es alle Voraussetzungen hat. Ansonsten ist mein Fledermaus-Beschützer sicher nicht mehr lange der einzige, der diesem Paradies den unfeinen Finger zeigt.
Fast alles fand bereits Erwähnung in den T.G.i.F.'s aus dieser Zeit. Dennoch, bevor weiter rumgemosert wird, hier also ,was der Vollständigkeit halber noch nachzutragen bleibt: Mein Kind hat mich standhaft und mutig gerettet. Vor einer Fledermaus. Im Wohnzimmer. Bild des Urlaubs, für immer vor meinem geistigen Auge: Die unwiderstehliche Kombination von pinken Hüten und Fleischmesser.
"Unser" Wasserfall ist und bleibt der schönste ever.
Noch nie hatten wir so lange und so viel schönes Wetter.
Menschen ändern sich und auch und gerade, wenn man in einer so malerischen Umgebung lebt, macht manch einer gerade eine sehr ungute, sehr unbunte Veränderung durch. Manchmal sollte man einen Therapeuten auch wechseln. Wenn man nicht besser gleich zu einem Pfarrer geht.
Mein schon vor drei Jahren geschriebener Beitrag hat unverändert Gültigkeit:
Tempi Passati.
Es gibt dort immer noch zuviele Orte, Restaurants, Geschäfte von Leuten, die es eben einfach nicht nötig haben. Ich benenne hier ausdrücklich das Centrale in Losone, bei Qype ausführlich nachzulesen. Kein Service ist kein schlechter Service, kein Service ist eben einfach kein Service. Und ich benenne das neue Restaurant im Porto Patriziale. Leute, das ist ein Yachtclub. Mit Betonung auf Club. Für die Leute, die dort ihr Boot liegen haben. Kein Wunder, dass Eure Terrasse immer so schön leer ist. ICH und viele andere haben es aber wiederum nicht nötig, sich von oben herab behandeln zu lassen. Frei nach dem Motto: Seid froh, dass Ihr sein dürft und die gleiche Luft wie wir atmen dürft. Das ist und bleibt das große Problem derer, die es nämlich sehr wohl nötig haben. Und deswegen wird Ascona nie mehr der Treffpunkt Europas werden. Guckt ins Seven, wie schick leer es dort immer war. Schaut auf die Piazza: Immer voll, aber es wird von Jahr zu Jahr leichter, dort einen Platz zu finden. Beredter kann ein Zeugnis nicht sein. Und - es ist zu teuer. Für alle die, die von Tante Google hierher geschickt werden und nach Tipps suchen: Nach all den Jahren , die wir schon da hinfahren; doch es gibt auch ehrliche und gute Locations.
Ich empfehle hiermit: Das Nostrana an der Piazza in Ascona. Das Broggini in Losone.
Das Castagnetto in Ponte Brolla. Und wenn Ihr Sterne Küche wollt, dann geht zum Enzo in Ponte Brolla. Fertig.
Neu in Ascona und vielversprechend: Da Gina an der Via Locarno. Könnte das Restaurant werden, was Ascona gefehlt hat.
Ich werde weiter berichten. Die Hoffnung bleibt, dass Ascona einmal wieder das Paradies wird, welches es einmal war und für das es alle Voraussetzungen hat. Ansonsten ist mein Fledermaus-Beschützer sicher nicht mehr lange der einzige, der diesem Paradies den unfeinen Finger zeigt.
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