Sonntag, 15. Mai 2016

Serientipp der Woche: Die Brücke

Der Öresund bei Nacht. Stromausfall. Kurz darauf wird eine tote Frau auf der Brücke gefunden. Genau auf der Grenzmarke zwischen den beiden Ländern, die sie verbindet. Eine Frau? Nicht ganz. Es sind zwei tote Frauen, die aber nur halb. Von der einen der Torso, von der anderen der Unterleib. Eine dänische Polizistin.  Eine schwedische Prostituierte. Doch bei diesen Morden bleibt es nicht. Schon bald erkennt das dänisch/ schwedische Ermittlungsteam, dass die Bedrohung viel größer ist. Haben sie es gar mit global operierenden Terroristen zu tun?

"Die Brücke" ist eine dänisch-schwedisch-deutsche Koprouktion, eine Krimiserie mit durchgehender Handlung in den Staffeln. Neben den eigentlichen Kriminalfällen, die immer geschickt aktuelle Themen unserer Zeit aufgreifen, sind etliche Nebenhandlungen, die sich erst nach und nach aufdröseln und in die Haupthandlung einfügen, ein besonderes Kennzeichen dieser Serie.

Ort des Geschehens: Malmö und Kopenhagen. An und für sich alleine schon ein Grund, die Serie zu schauen, allerdings sind beide Städte oft sehr düstern beleuchtet. Und die Brücke. Ja, DIE Brücke. "Meine" Brücke. Die, für deren Überquerung wir dezente 100 Öcken ausgeben haben, damit ich einmal darüberfahren kann bzw. der Endlich19 Malmö besichtigen kann (so die offizielle Version) , also dieses Wunderwerk von Brücke über den Öresund, welches Dänemark und Schweden verbindet.

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Die handelnden Personen: In Staffel eins und zwei Saga Norén von der Kripo Malmö und ihr dänischer Kollege, Martin Rohde. Zwei beschädigte Charaktere, aber nicht gebrochen. Aus sehr unterschiedlichen Gründen sympathisch. In Staffel 3 gibt es einen neuen männlichen Gegenpart. Ich habe es noch nicht gesehen, kann also dazu nichts sagen, aber die Kritiken waren durchweg wohlwollend.

Saga hat eine leichte Form des Asperger-Syndroms, aber sie leidet nicht darunter. Sie geht auf in ihrem Beruf , ist eine verbissene messerscharfe Analytikerin und wenn sie regelmäßig Sex haben kann, fehlt ihr weiter nichts. Allerdings ist sie nicht empathisch genug, ihre Andersartigkeit zu bemerken und konsultiert diverse Ratgeberbücher, aus denen sie lernen will, ein normales soziales Leben zu führen. Warum auch nicht. Sonst hat sie ja auch schließlich so ziemlich alles gelernt, was ihr Überleben sichert. Und im Zweifel kann sie ja immer noch Martin fragen.

Martin, der sie sehr mag, ihre Unverstelltheit und Ehrlichkeit schätzt - vor allem in Staffel zwei, als er selber fast zerbrochen ist. Sagas Attitude führt zu dem einigen oder anderen Lacher, aber auch zu erstaunlichen Beobachtungen:  Weil sie ohne Mitleid handelt, tut gerade sie oft etwas, was andere tröstet. Eben durch ihren unverstellten Blick für's Wesentliche und ihr absolutes Unvermögen zur Heuchelei. Martin hingegen will immer das Richtige tun und macht gerade deswegen so ziemlich alles falsch, was geht. Schon die dritte Ehe fährt er gegen die Wand,  zu oft ist er fremdgegangen. Glücklicherweise nicht mit Saga, so plump hat es die Serie nicht.

Die Musik:  Für die Filmmusik zeichnet das dänische Musikprojekt "Choir of young believers" verantwortlich, der Titelsong "Hollow Talk" passt perfekt zur kühlen, etwas düsteren Atmosphäre und bleibt lange im Ohr.

Fazit:  Sehr spannend, sehr phantasievoll und dennoch nahe an der Realität. Nichts für schlechte Nerven. Wer die zeitweilig unterkühlte Art skandinavischer Serien mag, ist hier bestens bedient. Ganz so düster und hoffnungslos wie bei den Mankell-Wallander-Krimis ist es zum Glück aber nicht. Großartige Schauspieler, von denen man sehr sehr gerne mehr würde. WIe eigentlich von allen skandinavischen Schauspielern. Qualität wird bei unseren nordischen Nachbarn großgeschrieben, aber das wissen wir ja allerspätestens seit den Millenium-Verfilmungen (den Originalen) und natürlich seit Borgen.

Staffel 1-3- liefen im ZDF und sind dort auch noch in der Mediathek abrufbar. Auch einige Streaming-Dienste bieten "die Brücke an.

*Fotocollage aufgenommen im Sommer 2014
Die Dame auf der Brücke vor der Brücke ist übrigens nicht Saga Noren - obwohl die Dame durchaus manchmal gerne etwas mehr wie Saga wäre....