Freitag, 11. Oktober 2013

T.G.i.F. - von freien Zimmern und neuen Währungen

Aber jetzt. Es ist nie zu spät für ein gepflegtes T.G.i.F. Je später der Freitag, desto schöner die Kolumnen. Oder so. Aber eher ging heute nicht. Denn Gelegenheiten muss man nehmen, wie sie kommen. Und mir bot sich heute morgen die Gelegenheit einer intellektuellen Lockerungsübung. Ein Redakteur der hiesigen Tageszeitung bat mich um ein Interview .Als Betroffene. Zum Thema geschiedene, wiederverheiratete Katholiken. Die Chance, meinen Senf dazu abzugeben, fand ich zu verlockend, auch um den Preis, Euch hier warten zu lassen.  

Warten scheint eh das nächste große Ding zu werden. Warten auf die Zahlungsunfähigkeit von God's own Country, warten auf das nächste Kabinett der Belanglosigkeit in deutsche Land. Die sondierte Farbgebung der Woche wird es ja wohl auch nicht werden. Ist auch besser so. Schwarz-grün geht als Kombination allenfalls bei portugiesischen Taxen. Meine Meinung. Das Warten auf die Preisgebungen der Woche hat dagegen ein Ende. Zum Friedensnobelpreis äußere ich mich lieber nicht. Zu explosiv. Aber der Literatur-Nobelpreis an Alice Munro ging für mich diesmal völlig in Ordnung. Dafür weist es sich einmal mehr, dass der deutsche Buchpreis und ich einfach nicht kompatibel sind. Ich kann nur sagen: Dieses Buch sollten Sie auf jeden Fall verpassen. Rezi über ein eitles, vor selbstverliebten Manierismen nur so strotzendes Werk kommt demnächst. Der Fairness halber muss ich es erst zu Ende lesen.

Angst vor dem Ende beherrscht wohl auch den Interessenverband gedruckte Werke auf der Frankfurter Buchmesse, wie man zwischen den Zeilen entdecken kann. Wundert mich nicht, es wundert eher die Ursachenforschung. Statt über E-Books, self-publisher, file-sharing etc. pp. zu jammern, würde vielleicht ein kurzer Blick auf die sogenannten Stars dieser Messe reichen: datt Bobbele mit frisch erworbenem Opfer-Abo, de katzige Dani, der Knecht der Ochsen - mal ehrlich, da braucht sich doch keiner wundern. Und es können alle gerne über Amazon meckern, aber was ich schon in Buchhandlungen erlebt habe - von Unwissenheit bis hin zu immer gern genommen intellektueller Arroganz - nee, da sind mir meine Nerven echt zu schade.

A propos Bobbele. Der Godfather of Dünnschiss-Labern bloggt jetzt auch. Bei der gestern an den Start gegangenen deutschen Ausgabe der Huffington Post, dieses - Sie wissen schon - virtuelle selbsternannte Nachrichtenportal, die ihre knallharte Qualitätsoffensive in der neuen nicht konvertierbaren Währung Aufmerksamkeit bezahlt. Und dem nicht genug, diensthabender Chief Executive Officer of DingDong ist niemand anders als der letzte überlebende Berufsjugendliche Mr. Turnschuh Jobatey. Ich dachte erst, ich les nicht recht. Bleibt die Frage: Weiß eigentlich jemand, ob es beim gestrigen Eröffnungsbuffet dieser Post Buchstabensuppe gab? Oder wenigstens Russisch-Brot? (War das jetzt zu kryptisch? Falls ja, ich verweise ganz und gar undezent auf die legen-wartet-därste "Zimmer frei" Sendung aller Zeiten, googelt mal diese drei Wörter: Zimmer frei Chernobyl)

Kommen wir zu dem, was wirklich interessiert. Die Woche im Palais. Ruhig war sie. Sehr ruhig. Nachdem wir ja letztes Wochenende wirklich alles gaben, um unseren schlechten Ruf adäquat zu verteidigen, war son bißken business as usual fürs persönliche Bruttosozialprodukt gar nicht verkehrt. Dazu kommt die Ruhe durch Zimmer frei nun auch in der Whisteria Lane Wir sagten Glückauf. Der Student ist mit Sack und Pack vonne Ruhr annen Rhein gezogen. Es kann sich also nur noch um Wochen handeln, bis er mir Recht geben wird und weiß, dass der Abwasch sich nicht von alleine macht. Von den Fenstern gar nicht zu reden. Der verbliebene Kniefall befindet sich derweil noch in der Entscheidungsfindung, ob nun eher die positiven oder negativen Seiten des Einzelkind-Daseins überwiegen. Bei mir halten sich Stolz und Wehmut die Waage. Überwiegend positiv wie immer natürlich Eure

Statistik:
Satz der Woche: Wer gern aufrechnet, auf den kann man im Ernstfall nicht zählen
Frage der Woche: Sind noch welche von diesen Momenten übrig?
Stoßseufzer der Woche: Watt en Glück, datt et die letzte Minute gibt. 
Sonst würde nie watt feddich werden hier.
Cookie der Woche: We put the "soffen" in "ergebnisoffen"
Mahnung der Woche: Auch Aufmerksamkeit ist eine Währung, 
die unter Inflation leidet. (©Stefan Niggemeier)
Beschwerde der Woche: Zu viele Leute schneiden sich eine Scheibe von der Extrawurst ab.
Erkenntnis der Woche: Das Leben ist zu kurz, um das Kleingedruckte zu lesen.
Aufruf der Woche: Lassen Sie mich durch, das ist Licht am Ende des Tunnels.
Beobachtung der Woche: Wer sich in Schuhen bewegt, die ihm zu groß sind, muss sich 
nicht wundern, wenn er auf die Schnauze fällt. (©Monty, Earl of Grey auf Twitter)
Wunsch der Woche: Wenn alle nur 10 % entspannter wären, hätten wir 
100% mehr Lebensqualität. ( ©Michael Musto auf Twitter)
Bedauern der Woche: Manchmal ist es doch besser, die nackte Wahrheit bleibt bedeckt.

Allen ein schickes Wochenende.
Bedeckt keine Wahrheit, die ich nicht auch bedecken würde. .