Donnerstag, 14. Februar 2013

Wartesaal der Bronx, Omma Elsbett und dann noch der Papst

Kniefall 2.0. Wir lernen mal wieder ein neues Wartezimmer kennen. Diesmal im orthopädisch-neurologischen Zentrum unserer schönen Stadt, natürlich in der Bronx.
Babylonisches Stimmengewirr, dazwischen alle 5 Min. eine verschüchterte Sprechstundenhilfe, welche die nicht immer einfachen Namen der Patienten in Tonart multipiano vor sich hinknödelt. Außer uns gezählte 30 Personen im Schnitt. Z.B. eine Mutter, die ihr offensichtlich schmerzerfülltes verschüchtertes Kind in einer Tonlage anherrschte, die es an sich hatte. Tasche in die Ecke gepfeffert, ein rabiates "Jacke aus und ich diskutier hier nich", Buch in die Hand gedrückt, "Jetzt lern", zwischendrin ein "Watt iss? Kannsse datt wieder nich, Zeich ma hier" und dann die Arbeiten des Kindes falsch korrigiert. Merke: Remember heißt tatsächlich erinnern und nicht merken! Dies alles begleitet von zwei stylischen Babuschkas, der ukrainischen Sprache eindrucksvoll mächtig, mehreren Personen, die wahrscheinlich kein "R" können, dies aber gerne und ohne Pause.
Auftritt ältere Frau, halbe Stunde zu früh, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, trifft eine andere und man tauscht sich eine Viertelstunde lautstark aus: "Ja, der Hannes, nee der iss auch nich mehr so wie früher. Lässt echt nach. Nee die Erna kommt morgen nich zum Kaffe, die muß wohl ihrn Jochen noch die Brocken von sein Brunch (wichtig hier bitte mit U gesprochen vorstellen ) hinterherräumen" usw.und so fort, um nach der Viertelstunden-Pläuschken in Mega-Forte festzustellen: "Kär nee, hier in datt Wartezimmer versteht ja man sein eigen Wort nich mehr, ich setz mich jetzt vor de Rezeptie, da kriech man datt wengstens mit, wen die hier aufrufen".
Ah jetzt ja. Eine Insel.
Immerhin ich bekam ein stoßseufzendes "Gott bin ich froh, dass ich nicht eine so furchtbare Mutter hatte wie dieser arme Junge da". Da kann man sich doch ein Ei drauf pellen.
Nach all dem Stress wünschte das zu betüdelnde man(n) sich Gyros. Einkaufen musste ich eh, der Kahlschlag hatte im Kühlschrank gewütet, also ab zum Pennich. Steh ich da gut und wohl vor der Tiefkühlung und versuche, etwas ohne Pferd zu finden, wem lauf ich in die Arme? Unser Omma Elsbett. "Mädchen, watt iss loss. Du siehst ja furchtbar aus" Ich berichte und Omma darauf: "Ach und jetzt will er Gyros, wa? Na, mit Essen konnte man den ja imma ködern. Komm ma an meine Mutterbrust" und so fand ich mich mitten im Pennich an unser Omma Elsbett ihre Mutterbrust wieder. Mit auf den Weg bekam ich noch die neueste Theorie zur Weltgeschichte
"Nee, der Papst. Watt meinsse? Sach ma, meinsse nich auch, den hat wer gezwungen? Nie im Leben tritt der freiwillich zurück. Krank, wenn ich sowatt imma höre." Ich darauf: "Oder sie ham ihn mitte Nönnekes geködert" Ernte schallendes Gelächter, auch noch ein tröstendes Schulterklopfen vom Einkaufswagen schiebendem Oppa Alfons, der wo feddich iss mit Einkaufen, und mit einem "Du biss echt ne Marke und komm vorbei, wennsse reden willss, meine Tür lässt sich auch um zehn Uhr abends noch öffnen" und ich bin entlassen.