Die jährliche Frage: Was wird es sein, wenn wir später einmal dieses Jahr, das Jahr, in dem wir Kulturhauptstadt waren, erinnern? Für mich war es ein Jahr der Abschiede. Und ein Jahr der kleinen Lichtblicke, kleiner selbst geschaffener Trostinseln. 2009 war ein Jahr vieler bitterer Erkenntnisse und Wege, 2010 brachte dies nur folgerichtig zum Abschluss. Wir im Palais Tara verabschiedeten uns von Hoffnungen und Illusionen, mancherorts von Gerechtigkeit und gesundem Menschenverstand. Abschiede, die eine Lücke und bitteren Nachgeschmack hinterliessen. Dies im übrigen parallel zur Ruhr2010. Nicht nur diese hinterließ in vielen von uns nur ein ungutes Gefühl, die Erkenntnis, dass Großmannssucht teuer bezahlt werden will - von denen, die die Zeche nicht bestellt haben. Es war ein Jahr, in dem Tod und Trauer zu unserem Leben gehörten. Auch von Menschen, die unseren Lebensweg begleiteten, nahmen wir Abschied. Nicht immer so, wie wir es gerne gehabt hätten. Auch in diese Trauer mischten sich äußerst ungute Erkenntnisse und unfaßbare Wahrheiten. Dies das vielleicht Bitterste aus diesem Jahr. Schlimm dazu, dass einiges daraus uns bis weit ins neue Jahr begleiten und uns weiterhin mehr Kraft als leicht gegeben kosten wird.
Immerhin - nach langer Zeit der Ungewißheit fiel auch eine Entscheidung dieses Jahr. Eine der ganz großen Unsicherheiten noch aus 2009 wurde genommen und zu unserer Zufriedenheit entschieden. Dafür sind wir dankbar. Solange es dauert.
Dankbar war ich auch für viele kleine Inseln, die wir uns selber schufen. Ich sage nur "What happens in Amsterdam, stays in Amsterdam" am Jahresanfang, unvergessen, unvergleichlich Jersey, sehr schöne Wochen im Miami der Schweiz, viele schöne, unvergessene Treffen, etliche davon mit lieben Blogfreunden. Die Jugend hatte ein durchmischtes Jahr, auch sie blieben von den vielen Abschieden nicht unberührt. Unbekümmert ist leider anders. Zumindest lassen sie den Kopf nicht hängen. Fleissig waren sie, der eine mehr, der andere manchmal weniger. Und auch der Junior hat sein politisches Sendungsbewusstsein entdeckt. Die Hoffnung, noch stirbt sie also nicht.
Meine persönliche Jahresstatistik:
Fernsehserie des Jahres: LOST !
Buch des Jahres: Fool on the Hill. Matt Ruff.
Film des Jahres: Eat,pray,love.
Unwort des Jahres: Datenmigration
Dämlichste Begründung des Jahres: Dies war ein separates Versagen.
Berufswunsch des Jahres: Krabbenfischer in der Beringsee.
Lied des Jahres: gleich zwei: "Tief" von Unheilig und "Somewhere over the rainbow" in der Version von Israel Kamakawiwoʻole.
Dämlichstes Lied des Jahres: "Komm zur Ruhr" von Grönemeyer.
Schönster Ort des Jahres: Jersey.
Frage des Jahres: Hießen wirklich alle Kellner Walter?
Netteste Erekenntnis des Jahres: Smoking connects people.
Wunsch des Jahres: Vielleicht ist Abschied eine Reise, die ein Wiedersehen verspricht.
Aufforderung des Jahres: Wir sollten was für unsere Würde tun.
Satz und Trost des Jahres: Remember. Let go. Move on.
Bild des Jahres: Ich tauche ab , ihr könnt mich alle mal.....