Mittwoch, 4. August 2010

Viva la vida


Doch - ganz sicher. Ich könnte jetzt auf hohem Niveau jammern, dass zwei Wochen doch viel zu kurz seien und dass ich erst in den letzten Tagen ein bißchen zur Ruhe gekommen bin und dass es von den zwei Wochen auch noch einige Tage geregnet hat und überhaupt und sowieso. Tu ich aber nicht. Rumjammern ist ja bekanntlich nicht mein Ding und hohes Niveau schon mal gar nicht......
Dankbarer Rückblick also auf vierzehn Tage "Oh, welch eine Familien-Idylle".
Von Idylle allerdings auf der Hinfahrt noch nicht allzu viel zu spüren. War sie doch vielmehr überschattet von Ungewißheit: naht das Ende aller Kolumnen? Jan Weiler nicht mehr im Stern, mindestens ebenso tragisch: sollte ich mein SonntagsFrühstück wirklich nicht mehr mit Herzblatt-Geschichten in der Frankfurter versüßen können? Vom Lesen im Auto wird einem eben nur schlecht, weiß man doch. Aber - chill!, wie die Jungs zu sagen pflegen. Jan Weiler haben wir wiedergefunden und auch datt mit de Herzblatt Geschichten war ein Sturm im Wasserglas, wie heute zur Erleichterung aller publiziert. (Dabei hatte ich mich schon so gefreut. Dachte, wenn die nicht mehr wollen, schreib ich die eben selber. Gibt mir einen prima Vorwand, um all die schönen bunten Blättchen ohne schlechtes Gewissen lesen und auf Wunderbarste ablästern zu dürfen..
Macht bestimmt mindestens genau soviel Spaß wie diese zu lesen.)
Ebenfalls nicht zur Gemütsberuhigung trug einmal mehr Tank und Rast bei. Falls es sich jemand noch nicht gedacht haben sollte: Nordsee als Autobahnrestaurant geht sowas von gar nicht! Zur Grundausbildung gehört dort auf jeden Fall nicht, Kartoffelsalat von Bratkartoffeln unterscheiden zu können und 24 Stunden Service bedeutet auch nicht, dass man sich herablässt, Bestelltes neu zu fabrizieren. Aus ist aus. Gegessen wird, watt noch da ist. Und sei et noch so plempig und oll. Dafür haben sie eine Chefin, die miesen Service zu Kaviarpreisen notfalls auch mit rotzigsten Antworten verteidigt. Nordsee ist Mordsee, zumindest an der A3. Nie wieder. Und Ihr auch nicht, klar?
Dies ist ein offizieller Boykottaufruf !
Der Enttäuschungen nicht genug : hinter der Grenze keine Begrüßungs-SMS'chen
mehr seitens der übernehmenden schweizerischen Mobilfunk-Anbieter. Nicht für
einen von uns! Geht's noch? Ham wa bestimmt auch der Cavallerie
von Herrn Steinbrück zu verdanken, wetten?
Aber dann - Autobahnabfahrt Bellinzona. Das Blatt wendet sich.
In memoriam des letzten Urlaubs dürfen Coldplay trommeln (in dem Zusammenhang: ich erneuere meine Mahnung! Lied des Jahres! Halloho! Schon wieder ein Monat rum!),
der erste Blick auf den großen See, die erste Zigarette, der erste Kaffee im Feriendomizil - alles wird gut. Zur Begrüßung das Feuerwerk zum Nationalfeiertag - wir sind angekommen. Bereit für Abenteuer zu Wasser und zu Lande.
Lago maggiore
Serious injuries sind nicht zu vermelden, doch nur einer der Männer hat es schliesslich geschafft, ein paar Wellen auf dem Board zu reiten. Die anderen sind eben klassische Skifahrer, kann man nix machen. Dafür News in den Bergen. Unser Ort der Sehnsucht - Bignasco ist das neue Goa. Die Magie des Ortes - sie gehört uns wohl nicht länger allein. Hare Krishna, hare hare.
Nach Ruhe und Einsamkeit dürstend machten wir uns schliesslich auf, den Schluss vom Ende der Welt zu suchen - und zu finden. Was noch? Auf der stillen Treppe war es niemals wirklich still, war ja auch eher eine schwankende Leiter. Mit Sonne ist jedes Jahr weniger zu spaßen, da helfen auch die hingebungsvollsten Bemühungen der Thermalwasserfee wenig. Noble Immobilien verkaufen sich nicht besser, wenn der Dativ dem Genetiv sein bester Freund wird und auch Begegnungen mit holländischen Dreikäsehochs machen Irritationen über einheimische Befindlichkeiten nicht besser.
Dafür lernten die jungen Herren, dass Supertramp nichts mit Donald Trump zu tun hat und deren "Breakfast in Amerika" the one and only original ist und
nicht schon wieder eine neue Cover Version.
Nachdem am letzten Abend zu allem Überfluss der Begriff "Herrengedeck" noch eine völlig neue Definition erfahren musste, der Rückkehrstau am Gotthard ein weiteres Mal erlitten wurde, wenden wir uns nun den Dingen zu, die unserer in dieser Woche harren: Das Klassenlehrer Roulette dreht sich neu und die angefutterten Urlaubs-Kilos müssen runter bis zum gesellschaftlichen Höhepunkt des Jahres.
Ich sach nur: Kleid und Hochzeit.....