Freitag, 30. Oktober 2020

T.G.i.F. - not the time to wonder?

 T.G.i.F. leider wieder aus der unbeliebten Reihe: 

das Leben in Zeiten der Corona (die ach was weiß ich wievielte ) 

Tach auch Liebeleins. Willkommen in der einzigen Runde, die uns bleibt. Alle safe? Alle gesund? Nach munter brauch ich ja wohl nicht zu fragen. Ach Kinners, erkennt Ihr die Welt auch nicht mehr wieder? Das ist doch nicht die Welt, in die wir unsere Kinder so hoffnungsfroh gesetzt haben.

Mir macht die Situation auf so vielen Ebenen zu schaffen. Nicht nur, dass es mit Ansage passiert. Nicht nur, dass es am Egoismus immer derselben liegt. Es ist auch der Umgang mit unseren Grundrechten, mit unserer Freiheit. Mittlerweile hält es kaum noch ein Politiker für notwendig, wenigstens darauf einzugehen, dass sie wissen, wo sie hier eingreifen. Vor allem aber ist es die Ungerechtigkeit, die mir zu schaffen macht. Ich sehe, dass die Politik zunehmend hilflos und hektisch agiert und es immer mehr diejenigen ausbaden müssen, die sich an die Regeln halten, die vorsichtig sind. Ich verstehe den wachsenden Unmut. Ich verstehe das wachsende Unverständnis. Das muss ich leider zugeben. 

Ich z.b. muss da raus, ich habe und hatte keine Wahl. Kritische Infrastruktur. Mein persönliches Unwort des Jahres. Per ordre de mufti "Wir wissen, dass wir Sie einem erhöhten Risiko aussetzen" Ja, danke für's Gespräch. Wenn ich einem erhöhten Risiko ausgesetzt bin, dann auch die, mit denen ich in Kontakt komme. Ergo muss ich meine privaten Kontakte fast auf Null zurückfahren, damit ich nicht der Superspreader bin. Mach ich. Auch wenn ich dafür zum Teil schon als Spielverderberin abgestempelt bin. Dafür darf ich mir dann von Frau Merkel anhören "Jeder, ausnahmslos jeder muss seine Kontakte um die Hälfte reduzieren" Aha. Was soll ich tun? Die Idee von Frau Jahnke aufgreifen und den Gatten im Garten halten? Herr Söder setzt noch einen drauf "Jeder muss seine Kontakte um 75 % reduzieren" Tja, Kind, tut mir leid. Du wirst also auch ausgewildert. Tschööö mit ööööö. 

Es ist wie seit Beginn dieser verdammten Pandemie. Die, die sich schon vorher an die Regeln hielten, werden sich auch an die verschärften Regeln halten. Die, die vorher einen F*** drauf gegeben haben, wie mein noch auszuwilderndes Kind sagen würde, werden das auch weiterhin tun. Zur Kollektivhaftung kommt die ungerechte Kollektivbestrafung. Da verschärft man lieber Regeln und führt noch ein paar neue ein. Vielleicht kompensiert das ja das unverantwortliche Tun etlicher. Wie wäre es denn, wenn man die Einhaltung der bestehenden Regeln einfach mal durchsetzt. Aber da geht man nicht dran. Zu gefährlich auf zu vielen Ebenen. Auch auf der Ebene der politischen Korrektheit. 

Je ungerechter die ganze Geschichte wird, desto geringer wird die Akzeptanz bestehender Regeln werden, desto höher wird die Bereitschaft steigen, sich seine eigenen Regeln zu machen.Man schaue doch einfach nur auf diese Woche. Da, wo es Konzepte gibt, da, wo eine Nachverfolgung zumindest theoretisch noch möglich ist, da wird ge-shutdownt. Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, wohin die Reise geht. Und dann noch der ach so ge-hypte Ausgleich des Verdienstausfall durch den Staat! Dient hauptsächlich der Selbstbeweihräucherung. Das kriegen lange nicht alle. Die, die bis jetzt noch gar nicht öffnen durften z.B. Discotheken, die kriegen gar nichts. Weil - sie ja eh nicht offen gewesen wären. Wisst Ihr das schon mal, Liebeleins. Sollten wir da je wieder rauskommen, wird es keine Veranstaltungsbranche mehr geben, die Events für Euch organsisiert, keine Dissen, in denen Ihr schwofen könnt. Aber ist ja egal. Sollten wir da je wieder rauskommen, haben wir Spielverderber eh keine Freunde mehr, mit denen wir irgendwelche Taschenlampen oder Tanzbeine schwingen könnten. 

Wahnsinnig geärgert hat mich auch die nonchalante Chuzpe, mit der Herr Drosten empfiehlt, vor Weihnachten in freiwillige Vor-Quarantäne zu gehen, damit man Weihnachten mit allen feiern könne. Ja, Herr Drosten, tolle Idee. Würde ich sofort tun. Alleine - ich kann nicht. Weil Unwort des Jahres, s.oben. Selbst wenn alle Restaurants, Kneipen, Boutiquen etc. geschlossen haben, ich sitze da immer noch und kann gucken, wie ich mich schütze. Mit mir all die anderen, die nicht ins Home Office können. Mit mir vor allem auch die, die sich kümmern. Auch um die, die auf alles pfeifen. Die Pfleger, die Ärzte, die Krankenschwestern. Die können auch nicht in freiwillige Quarantäne. Aber macht ja nichts. Diese Menschen alle, wir alle - wir begeben uns ins Risiko, wir alle verzichten auf ganz viel, da können wir ja ruhig auch noch auf Weihnachtsfeiern verzichten. Da kommt es ja wohl auch nicht mehr drauf an. Oder wie haben Sie sich das gedacht, Herr Drosten? An dem Punkt haben Sie sich leider an Zynismus selbst übertroffen. Und es nicht einmal selbst gemerkt. Auch das macht mir zu schaffen. Und Angst. In Richtung Akzeptanz. s.oben.   

War sonst noch was? Neulich bekam ich einen Link geschickt, den ich auch hier gerne nochmal teile, weil es eines der wenigen Dinge war, die mich lächeln ließen in den letzten Tagen. Die Wingenfelder-Brothers haben ihre "This is not the time to wonder" Hymne mit der deutschen Pop-und Rock-Elite neu gesamplet und abgesehen davon, dass "Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist usw." nicht von John Lennon, sondern von Oscar Wilde ist. lohnt sich das Ansehen wirklich. Vielleicht starte ich eine Petition, um Jennifer Haben davon zu überzeugen, dieses Lied neu einzusingen. Ich schweife ab. Jedenfalls - was ich sagen wollte: ich finde schon, dass es gerade eine "Time to wonder" ist. Aber vielleicht schaffen wir es, dass es nicht die "Time to die" wird. Bleibt tapfer. Damit zu dem, wofür Ihr nicht ganz so tapfer sein müsst.   

Die Statistik: 

Satz der Woche: Ignoranz ist halt momentan der am weitesten 
verbreitete Virus (©der Praktikant, fka Rotterdamer) 
Mutmacher der Woche: Man muss mit allem rechnen. 
Auch mit dem Guten (©Kai Wingenfelder in oben verlinktem Video ) 
Frage der Woche: Na, heute schon denunziert? (©Lametta-Toni auf Twitter) 
Plan der Woche: Man sollte nicht nur schauen, wo sich eine Tür öffnet, sondern auch, wo 
sich eine schließt. Und dann den Schlüssel zweimal umdrehen. (©Spieler7) 
Werbeslogan der Woche: Guten Freunden gibt man 
kein Küsschen (©Shoushou auf Twitter)  
Fleißkärtchen der Woche: kriegen der Ruhebewahrer, der Brudi und ich
 für fortschreitende Leer-Räumung. Diese immerhin mit Hafenkino-Hoffnungsschimmer, 
den ich Euch mitgebracht habe. 
Bild der Woche: 
(das beste Bild dieser Aktion leider nicht öffentlich. Fragt den Gatten) 

Allen ein sicheres, ruhiges und dennoch schickes Wochenende. 
Wundert Euch über nichts, über das ich mich nicht auch wundern würde. 


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